Donnerstag, 21. Mai 2015

Jacobsweg reloaded - Gedanken

Wieder einmal ist es soweit. Ein geplanter Urlaub, mit verlorenem Ziel und bevor man diesen auf der Couch verbringt, schwirren einem so einige verquere Gedanken im  Kopf herum. Dazu zählen auch die Erinnerungen an das Leben als kleiner Pilger und plötzlich bekam der Wahnsinn neue Flügel. Noch eh ich mich versah und so recht kapierte, was ich da überhaupt tue, war der Flug auch schon gebucht. Das war Mitte April und der Trip also noch gaaaaaaanz weit weg.

Wer den Jakobsweg einmal gekostet hat, will ihn auch durchziehen. Rund 850km aus Frankreich. Wer wie ich schon die ersten rund 280km hinter sich gebracht hat, will nicht mehr aufgeben. Geplant sind wieder 2 Wochen mit ebenfalls 250-300 km. Den ganzen Weg werde ich also in 3 Etappen marschieren.
Immer wenn ich so darüber nachdenke das ich jetzt tatsächlich die zweite Etappe bestreiten werde, kommt irgendwie ein komisches Gefühl auf. Nicht die Strapazen die auf einen zukommen oder die Schmerzen. Nein. Es ist mehr das ungute Gefühl, mit bestreiten der zweiten Etappe, nur noch eine vor sich zu haben, bis man am Ziel ist und damit alles vorbei. Ideen wie Teiletappen von Deutschland aus zu laufen und es damit zu einer ewigen Reise werden zu lassen, sowie andere Hirngespinste tauchen plötzlich auf....und nein diesmal war kein Alkohol im Spiel :)
Natürlich kann man den Weg ein zweites und drittes mal gehen und die Routen variieren. Aber ist es dann wirklich das selbe ? Ist es dann nicht wie eine Wiederholung einer Wiederholung im Fernsehen ? Ich weis es nicht.
Verrückt ist, das ich den Drang verspüre es nicht enden lassen zu wollen. Trotz aller Strapazen und Entbehrungen. Meine idealen Urlaube bestanden bis dato immer aus Hotel, Strand und ganz wichtig einer Poolbar, sowie idealerweise einem ausgiebigen Spätaufsteher Frühstück. Presidentsclub ich komme :) Und um ehrlich zu sein, bin ich immer noch der bekennende Couchpotato und sportlich eher fauler Durchschnitt. Auch der Gedanke an die bevorstehende "Herausforderung" lässt mich nicht in Jubelstürme ausbrechen. Aber irgendetwas in mir treibt mich wieder auf den Weg, es ist fast wie ein Zwang, ohne wirklich bewusstes zutun, man tut es, plant es und macht es fest. Fast instinktiv. Die Magie die von diesem Weg ausgeht ist schon fast unheimlich. Oder liegt es einfach nur an mir ?
Zeit zu finden um zur Ruhe zu kommen, geistig unerledigtes aufzuarbeiten, neue Energie zu tanken, Entscheidungen zu finden ? Zugegeben da gibt es einiges.

Bewusst ist es für mich in erster Linie eine sportliche Herausforderung und ein Weg weiter abzunehmen. Ich habe in den letzten 8 Wochen rund 9 kg Gewicht verloren und starte jetzt ungefähr mit dem selben Gewicht, mit dem ich das letzte mal zurück kam. In diesen 2 Wochen verlor ich damals 5 kg. Man will sich attraktiver fühlen, Themen wie Beziehungen sicherer angehen, um vielleicht eines Tages mit der richtigen zusammen zu leben.
Aber was passiert schon wirklich bewusst - zumindest ist es ein netter Nebeneffekt.

Ich muss in Verbindung mit dem Jakobsweg in letzter Zeit oft an meine eigenen letzten Zeilen denken, die ich am Ende in Spanien schrieb.

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Der camino ist das Abbild eines Lebens. Man hat viele Abzweigungen, Schmerzen und Hindernisse. Freud und Leid liegen dicht beieinander. Aber, wenn man seinem/dem Pfad folgt und nicht aufgibt, kommt man unweigerlich ans Ziel. Menschen treten in dein Leben, begleiten dich eine Weile und verschwinden wieder im.nichts. Freundschaften entstehen und vergehen. Manche halten über den camino hinaus. Ein Leben im Zeitraffer.
Was es heißt am Ende des Weges des Lebens anzukommen, kann ich nicht erfassen, genauso wenig wie das Ende der Reise auf dem camino. Ein jeder lässt etwas auf dem Weg zurück und findet neues. Eine Metamorphose beginnt.
Wie mag es sein den Weg zu beenden ?
Wie mag es sein Jahre später den Weg noch einmal zu gehen - ist es eine Wiedergeburt ? Die Seele entspannt, regeneriert und erneuert. Die Erneuerung beginnt in dem Moment in dem man den Pfad betritt.
Viele Menschen fragten mich, selbst schmerzgeplagt, "why the hell are we doing this". Warum tun wir uns das an. Ein jeder hier kennt die Antwort, für sich persönlich, individuell. Ich kenne meine Antwort.
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Eine Quintessenz, eine Erkenntnis aus dem Marsch, sorgte letztendlich dafür das ich heute einen neuen Job habe und die Arbeit wieder anfängt Spaß zu machen. Auch diesmal gilt es wieder sich über einiges klar zu werden, persönliche Entscheidungen zu treffen oder getroffene mental zu festigen. Einen nächsten, neuen Schritt zu gehen...




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