Samstag, 21. Mai 2016

Tag 16 - Santiago

Heute ist Pause angesagt. Die dringend benötigte Erholung. Nach einer sehr kurzen Nacht mit diversen Geschrei von 3 Kleinkinder zwischen 1 und 3 Jahren in meinem Zimmer,  ging es sehr spät los. Daneben wäre noch 5 Frauen auf dem Zimmer,  wobei wieder einmal eindeutig bewiesen ist,  das Frauen genauso schlimm schnarchen können wie Männer.

Insgesamt ist es eh auffällig wie hoch der Frauenanteil hier ist.  Und fast alle sind irgendwo alleine gestartet. Aktuell würde ich ihn auf 55-60% schätzen. Oft formieren sich hier schnell Laufgruppen bei Sympathie,  denen ich mich aber selten und nicht dauerhaft anschließe.  Aber die treffen Abends sind dann doch Klasse.

Um 12 ist Pilgermesse -  ein muss hier. Ich habe nun die Kathedrale in Burgos und Leon besucht - gross,  pompös, muss man halt mal gesehen haben und gut ist.  Gehört zur kulturellen Bildung. Im Glauben ich wüsste was mich in die Kathedrale von Santiago erwartet betrat ich diese.

Auf den ersten Blick,  das gleiche in grün. Gross,  pompös,  toll,  ok halt.
Aber irgendwas war hier anders. Ich weiß nicht ob es das Ende der Reise ist, die Atmosphäre,  die Menschen,  die Last die von einem fällt.
Es übermannt einen,  es reist dich mit und nimmt von dir Besitz.  Ich kann es mit Worten nicht wirklich erklären.  Olga hatte einen unerschütterlichen Gottglauben,  welcher der Quell Ihr unglaublichen Energie war.

(das ist Olga nach Tumor OP,  5 Blasen an den Füssen und täglich 35-45km Fussmarsch als untrainierte) 

So surreal wie es klingt,  ich muss bei Ihr immer an die Jediritter aus Star Wars denken,  die von der Macht Ihre Kraft erhalten.
Diese Energie habe ich auch an einigen Orten / Wälder hier so empfunden. Schöne Plätze hatte es wahrlich viele.  Und obwohl einer aussah wie der andere,  hatten einige wenige etwas Magisches,  etwas was eine Kamera nie einfangen kann. Hier bräuchte es einen Künstler wie Klaus der das bildlich ausdrücken kann.

An all das musste ich plötzlich denken,  in dieser Kathedrale. Ich stehe auf Kriegsfuß mit der Kirche,  halte mich fern von Religion und kann bis heute die Frage ob ich an Gott glaube nicht beantworten.
Es ist egal,  es spielt alles keine Rolle,  es überkommt einen einfach und man kann sich nicht dagegen wehren. Alle Schutzwälle fallen,  man ist nackt, alles verliert an Relevanz.
Ich kann es mitt Worten nicht beschreiben.
Zum ersten Mal in meinem Leben habe ich gebetet -  also freiwillig und stocknüchtern -  in einer Nebenkapelle und das Gespräch mit einem Beichtvater gesucht.






Insgesamt war ich heute 2x in der Kathedrale. Unter anderem um die Statue des heiligen Jacobus zu umarmen und zu küssen,  sowie um die Pilgermesse mit dem traditionellen Schwenken des Weihrauchkessels zu besuchen. Dieser schwingt von 6 Priestern angetrieben von Decke zu Decke quer durch die beiden seitlichen Kirchenschiffe,  bestimmt 40m weit.



Der Gottesdienst war in Spanisch, lediglich die Einleitung,  die Danksagung und das Ende waren mehrsprachig. Dafür hat eine ältere Nonne gesungen,  mit einer Engelsstimme,  mit der Sie sofort auf jeder Bühne eine Weltkarriere starten könnte. Ging echt unter die Haut.


Santiago ist wunderschön,  typisch spanisch und auch so eine Reise Wert. Typisch Spanisch : Der Spanier heißt für gewöhnlich Alfonso oder alternativ Alonso, liebt Rotwein,  kann neben der lokalsprache höchstens noch Spanisch, ist Lotteriesüchtig (noch nie habe ich soviel Lotterieverkaufsstellen und Lotterieverkaufer gesehen) und kann irrigerweise etwas mit den komischen weißen Querstreifen,  die manchmal dichthintereinander auf der Straße auftauchen,  etwas anfangen -  er hält immer an wenn man drüber geht.
Ausserdem kann man hier verdammt günstig essen und drinken.  Martini on the rocks : € 1,8. Vorspeise Muscheln,  Hauptspeise Rumpsteak,  dazu eine Cola und ein guter Rotwein und ein Schnaps: € 21,-. Hausgemachtes 3 Gängemenü ab € 9,- inkl.  Rotwein (ohne geht hier gar nix,  sozusagen Wasserersatz)





Meine Compostela habe ich auch bekommen.  Dank perfekter spanischer Organisation,  nach deutschem Vorbild,  nach gerade mal 2 1/2 Wartezeit. Dafür hat das Ausstellen allerdings volle 5 Minuten gedauert.

Morgen geht's weiter nach Finistere. Ich hab hier etliche Leute wieder getroffen die auch dorthin wollen.  Mal laufend,  mal mit dem Bus.  Ich tendiere zum laufen und ab Dienstag morgen zum Bus,  so daß ich wenigstens noch ein wenig Erholung habe -  wobei Regen ist angekündigt,  wie fast immer.

Heute endlich einen Regenschirm gekauft :D

Freitag, 20. Mai 2016

Tag 15 - KM0

Heute geht's los -  Richtung Santiago. 28,5km Restwert.  Am Morgen ist noch völlig unklar wie weit ich gehe und wie ich das strategisch am besten mache.

Heute sind 26 Grad und Sonne gemeldet, auch wenn's morgens neblig und arschkalt ist. Wie ich mittlerweile festgestellt habe befinde ich mich in der mit Abstand regenreichsten Region Spaniens.  Im Mai fallen hier im Schnitt an 14 Tagen Regen. Die hab ich schon fast alle aufgebraucht,  trotzdem sieht der Wetterbericht bis zu meinem Rückflug verheerend aus,  sowohl in Santiago als in Finistere.
Was solls,  bin mittlerweile gewöhnt.

Die Strecke wurde zum Gewaltmarsch.  Auf und nieder immer wieder.  Erst kalt dann brütend heiss.  Aber schön. Mit jedem Meter dem man sich Santiago nähert will man auch den berühmten KM0 erreichen -  die Kathedrale.

Den ersten Hype gab's an der Stadtgrenze. Auch wenn die Kräfte gefährlich Richtung Reserve gehen.  Von dort sind es noch rund 13km bis ins Zentrum.



Ich bin Sie marschiert.  Langsam.  Schmerzhaft.  Bei km 25 gab alles nach,  vom Fußgelenk über die Muskeln bis zum Kniegelenk.
Wenn man aber einmal den Entschluss gefasst hat anzukommen -  und zwar heute was echt ein sportliches Ziel war -  dann will man es,  unbedingt. Wenn einem dann noch die Sonne zulacht.....





Um 18 :00 hab ich die Kathedrale erreicht.  Km 0. Zusammenbruch an Ort und Stelle Mitten auf dem Vorplatz -  und offenbar nicht der einzige. Es war ein erhabenes Gefühl dort zu liegen, in der Sonne,  alle 4e von sich streckend und die Kathedrale bewundernd. Viele blicken mich ein wenig mitleidig an -  in mitleidige Blicke zu erwecken,  bin ich mittlerweile echt gut drin. Aber die meisten grinsten nur verständnisvoll und nicht wenige zeigten mit dem Daumen hoch auf mich.






In Santiago hab ich natürlich sofort einige bekannte direkt wiedergetroffen.  Unter anderem Norbert und Hans die ich im Gebirge aus den Augen verlorene habe.  Hans der als alter Geisbock und gebürtige Südtiroler,  der nur so durchs Gebirge springt und Norbert der den Rückstand auf Hans regelmäßig mit dem Taxi ausgleicht.



Insgesamt lag ich da fast 45 Minuten bevor ich ein letztes Fotos machte und auf die Suche nach meiner Herberge.  Heute habe ich erstmals reserviert -  Booking. Com -  schwerer Fehler.  Nicht wegen der Plattform,  sonder weil da jeder buchen kann.  Jetzt liegt ich in einem 6 Bett Zimmer mit 4 Frauen und einem Kleinkind :( Scheiss Geiz ist geil. Die Alternative mit der ich gehadert  habe war ein 5 Sterne Hotel.

Morgen ist erst mal Pause. Die Knochen brauchen Regeneration. Dringend.


Donnerstag, 19. Mai 2016

Tag 14 - Kampfmodus

Heute morgen schmerzt das Knie noch immer.  Es wurde zwar deutlich besser über Nacht ist aber immer noch bedenklich.  Glücklicherweise ist es nicht das Gelenk selbst,  sondern über der Kniescheibe einen Muskel,  oder Sehnenansatz.  Offenbar kein ernster Schaden sondern eine reine Überlastung.

Da ich wieder halbwegs gefähig war bin ich spät los.  Ich stehe meist um 7 auf und bin spätestens um 9 ins Bett.  Bei der Belastung reicht selbst das kaum.

Es war kalt.  4 Grad.  Es nieselt.  Das Knie zwickt, das Sprunggelenk stimmt solidarisch ein, der rechte Fuss Juckt und reibt -  da hat mich vor ein paar Tagen offenbar was gebissen,  seitdem hab ich da einen riesen Krater.


Überhaupt sind die Temperaturen hier extrem.  Saukalt,  oder es brennt einem das Hirn raus. 15 Grad unterschied zwischen morgens und Abends sind normal.  Daneben gibt's nur Nass.  Entweder vom Regen oder vom Schweiß.

Alles in allem tausend Gründe wieder ins Bett zu gehen. Neben der physischen Belastung ist im Moment die physisch genauso gross,  sich auch nur zu einem Schritt zu motivieren.

Glücklicherweise gaben die ganzen Aua's nach und ich konnte halbwegs schmerzfrei gehen,  wenn auch widerwillig.
Ich war mir sicher das wird ein extrem kurzer Step und Ankunft ist Samstag. Freitag ist gestorben.

Die erste Pause brauchte ich schon nach 5km. Akkus leer. Der Weg,  zwar eben und schön,  hat es in sich. Auf und Ab.  Als liefe man den Kuhberg permanent hoch und runter.  Extrem Kräfte raubend -  hab ja im Moment auch soviel. Das Knie merke ich unterschwellig immer wieder aber es hält.

Pilgern mal anders. Heck eines Kleinwagen und Esel. 

Brücke auf Spanisch

Irgendwie hab ichs auf 14km gebracht und Sofi mit Mutter eingeholt. Was die Frau fightet und dabei lacht -  unfassbar.  Die Tochter weicht Ihr dabei nie mehr als 30m von der Seite, dann wartet Sie.

Unterwegs traf ich auf eine Bar namens Café Alemannia - Deutsches Kaffee.


Man kann ja über Deutsche sagen was man will -  aber Sie können einfach nicht aus Ihrer Haut.


Ein Spanier käme nie auf die Idee.  Bei denen bekommt man sogar zu jeder Bestellung kostenlose Häppchen gereicht.

In einem Anfall von Größenwahn gepaart mit völliger geistiger Umnachtung beschloss ich weiter zugehen. Ok vielleicht haben Voltaren Salbe und Bier Ihr übriges beigetragen.  Aber ich bin weiter - im vollen Wissen das die nächste Herberge 11km enfernt ist und schon alles wehtat.

Es kam wie es kommen musste.  Bergauf, bergab,  out of Power. Rund 5km vorm Ziel fing das Knie wieder an,  die Kräfte schwanden zusehends.  Gegen 17:00 kam ich an -  wahrlich auf dem Zahnfleisch.  Die letzten 5km bin ich gehumpelt um das Knie zu entlasten,  die Walkingstöcke hatte mehr die Funktion von Krücken,  der Mitleid der Mitläufer war mein -  obwohl die meisten die noch auf der Strecke waren ähnlich mies aussahen.

Die Wochenendpilger waren schon lange eingekehrt und haben auf Ihren Gepäckservice gewartet.
Ich meine es gibt hier eine Menge Kurzläufer dies ernst meinen -  siehe Sofi und Mutter oder eine bayrische Familie mit 2 kleinen Kindern,  mit der ich eben gespeist habe.
Aber wenn ich manche Leute sehe, spazieren,  10km am Tag,  dann Massage, jede Bar nach einem Stempel stürmend um den Pilgerpass zu füllen.  Normal braucht man den um Zugang zu Herbergen zu bekommen und die Nacht wird gestempelt als Pilgernachweis für Santiago um die Compostela zu bekommen.  Aber die Stempeln in jeder Bar wo Sie halten machen -  manche kommen sogar nur rein um zu stempeln und rennen dann weiter zur nächsten Bar. Jeder soll nach seiner Passion glücklich werden,  aber verstehen tu ichs trotzdem nicht -  warum sind die überhaupt hier?  Um später prahlen zu können?

Der Körper ist und bleibt eine Kampfmaschine.  Nach einer Stunde Sterben in meiner Gruft,  könnte ich das Bett wieder verlassen, Duschen,  Essen und das hier schreiben.  Sogar die 300m zum Restaurant habe ich gepackt.  Also zu Fuß,  nicht im Taxi -  auch wenn ich kurz darüber nachgedacht habe.  Das Knie schmerzt zwar,  aber nicht so stark.  Ich glaube das humpeln half -  auch wenn ich  aussah und ging wie Quasimodo.

Km bis Santiago : 28

Ich geh mich wieder einsargen.

Tag 13 - Weiter und noch weiter und das wars

Die Nacht hab ich in einem namenslosen Dorf Namens Gonzola irgendwo im nirgendwo verbracht. 10 mehr oder weniger verfallene Häuser,  2 Herbergen,  eine Kirche und ein Friedhof -  wie passend.
Die Gegend hier ist stark von der Landwirtschaft geprägt.  Trotz modernster Maschinen kommt man sich 100 Jahre in die Vergangenheit versetzt vor.
Hier kreuzt ein Katze die Straße,  dann ein Hund,  plötzlich schießt eine Herde Hühner um die Ecke und rennt dich  über den Haufen.  Wenn du nicht aufpasst steht dir auch mal eine Kuh auf den Füssen.  Ich sehe das hier immer öfter gerade Hunde und Hühner frei rumlaufen wie Sie wollen.  Für jemanden mit Hundephobie wäre das hier die Hölle,  so mal fast alles Schäferhunde oder größer ist.



Geplant sind heute 25 km. Ankunft in Santiago Samstag Nachmittag.  Aufbruch nach Finistere Sonntag morgen.  Also kein nennenswerter Aufenthalt,  es sei denn ich komme am Freitag noch an.  Restkilometer 110km
Dumm nur das ich heute so gar nicht in Fahrt kam und 15 km realistischer waren -  bis zum Frühstück,  das ich erst nach 9km hatte.



Ich hab gemerkt das es sich morgens eher schlecht läuft mit vollem Magen und Frühstücke daher meist erst nach der ersten Etappe.

Frisch gestärkt und mit einem Hörbuch auf den Ohren,  ginge zügig weiter,  Die zweite Pause war dann auch erst nach rund 17km und der Ehrgeiz geweckt.  Neues Ziel ; Melide - 32km. Rest dann noch 55km und Ankunft Freitag in greifbarer Nähe.

Unterwegs hab ich Caen und Sofi kennengelernt aus London. Mutter und Tochter,  die zusammen aus Sarria die 110km Etappe laufen.  Sie ist Braumeister bei Becks England :)  :) und damit für viele Männer eine Traum :D
Die Mutter ist auch endlos stolz auf die Tochter,  wie man sofort merkt. Der Unterschied zwischen den beiden könnte kaum größer sein,  Sie rank und zierlich,  Mutter dick.  Sie fliegt die Hügel wie ein Schmetterling geradezu hinauf,  die Mutter muss bergauf all 50m pausieren.  Aber Sie läuft,  25km am Tag,  brauchen ewig,  aber geben nicht auf.  Entsprechend Stolz ist die Tochter.........Einfach Klasse die zwei.  Keine Beschwerden,  nur Fun.



Ich kam an,  um 18:00.  32km. Ein Stunde vorher,  als es kein zurück mehr gab,  fing mein linkes Kniegelenk an zu schmerzen.  Da hatte ich bis dato gar nichts. Und es wurde immer schlimmer.  Gegend Abend war ich mir sicher das wars,  ich kann kaum noch laufen.  Aus Ende.  Morgen geh ich keinen Meter mehr. Letzte Hoffnung : einen Tag Auszeit und dann humpelnt ins Ziel,  Finestere gestrichen.

Lustigerweise kamen Sofi und Mutter inder selben Herberge an,  obwohl es hier rund 20 hat und so aßen wir noch zusammen Abend,  eh ich um 8 ins Bett bin.  Mit schmerzen bin ich eine laussige Gesellschaft.





Dienstag, 17. Mai 2016

Tag 12 - Auf ins nirgendwo

So ein Tag Pause wirkt Wunder.  Frisch erholt und Voltaren getränkt ging ee los. Die Herberge hab ich nur schweren Herzens verlassen. Überhaupt ist es schwer sich nach einer Auszeit neu zu motivieren.  Aber Santiago ist nah und der Zeitplan doch ziemlich stramm.

Normal müsste ich jetzt 30km am Tag machen,  allerdings ist das unrealistisch. Wobei,  die Strecke nach Finstere an 2 Tagen über 30km hat. Nicht weil das so toll ist,  sondern weil es da nur noch wenige Herbergen gibt,  mit zum Teil 15km und mehr Distanz dazwischen. Das wird zum Ende noch mal Hardcore.

Heute morgen hatte es wieder eine Menge Wochenendpilger.  Es ist schon krass wie sehr diese auffallen. Meist kein Rucksack oder ein kleiner,  blitzsaubere Freizeit oder Sportschule mal in Orange, mal in lila Schwarz,  Regenschirm usw.




Den "normalen"  Pilger,  erkennt man direkt an zerschliesenen Schuhen,  unwaschbar dreckiger Hose und am Gang.  Wer bereits ein paar hundert km in den Knochen hat erkennt man sofort -  Kondition und Training hin oder her.



Die Landschaft ist traumhaft hier.  Es ist erstaunlich wieviel uralte riesige verknöcherte Kastanien es hier hat,  teils bis zu 1000 Jahre alt. Diese Riesen haben schon so manchen Pilger gesehen. Ich bin weder groß Naturverbunden,  noch esoterisch oder spirituell angehaucht.

Aber der Magie so mancher Wegstrecke kann auch ich ich mich nicht entziehen. Das viel mir gestern schon auf,  wie an einigen Bildern zu sehen war.  Stellenweise fühlt man sich wie in einem Märchenwald. Was könnte da besser dazu passen als die Melodien von Faun -  Album "Totem".





Auch scheinen von einigen Plätzen und Bäumen eine unglaubliche Energie auszugehen,  die man förmlich spürt und die Armhaare aufstellen lässt. Eigentlich halte ich so Kram wie Ley -  Linien für Menschen gemachte Hirngespinste von Leuten denen Religion nicht reicht.  Und so sehr das an den Haaren herbeigezogen ist,  es gibt Sie,  diese magischen Orte,  wo alles mit allem und jedem verbunden scheint. Selbst die Luft ist so sauber und gutriechend wie selten wo.




Leider war der ganze Morgen stärker Nebel bis Mittags und auch die Linse von Handy ist dauernd beschlagen. 



Auch diese Etappe hatte wieder Ihre Herausforderungen.  Fairer Weise muss ich sagen das vor diesem Teilstück mit einer Tafel,  Fotos und Alternativroute gewarnt wird.  Allerdings bin ich heute eh schon 3km Umweg gelaufen,  weil ich nicht achtpasste und auf die Radfahrer Route kam,  die sich an Straßen orientiert.






Nach 25km ging dann auch alles an Kraft und Reserven aus und die Füsse schmerzten wieder höllisch. Vor allem bei auftreten auf der Ferse. Da rächt sich das hohe Gewicht. Wie ich die 32km mit Olga überstehen konnte, inkl.  Aufstieg und Highspeed gehen,  begreifen ich selbst nicht.  Dafür blieb da Sprunggelenk Dank Voltaren und einer gut gehbaren Strecke recht ruhig. Mein Tagesziel war nur 4km weiter.  Laut Liste bin ich nicht 28 sondern nur 25km gegangen bis Orazo.  Es ist schon nach 4 als ich dort ankomme,  also was solls.......



Montag, 16. Mai 2016

Tag 11 - Entscheidungen.

Heute morgen bin ich dann doch wie gewohnt aufgestanden.  Die spanische Architektur ist zwar sehr reizvoll,  hat aber die Lärmdämmung eines japanischen Papierhauses.

Also ausgecheckt und erst mal in die Stadt,  zu einem ausgiebigen Frühstück.  Obwohl ich beschwerdefrei war,  merke ich doch das eine Pause Not tut.  Leider war Sarria nicht mal ansatzweise so reizvoll wie erhofft.  Immerhin ist hier einer der Hauptstartpunkte auf dem Jakobsweg,  da es nur noch rund 118km bis Santiago hat und man eine Compostela bekommt, wenn man von hier Pilgert.

Entsprechend voll war die Stadt auch. Irgendwie wirkte alles völlig surreal.  Da waren etliche geführte Reisegruppen.  Eine bestehend aus Japanern oder Koreaner.  Daneben der Tourbus mit dem Gepäck und Reiseleiter.  Dieser erklärte dann fröhlich das Sie nun erst einmal den Berg erklimmen müssten und dann ein schwieriger Abstieg bevor steht.  Einen kleinen Hügel hab ich gesehen......
Der Abstieg entpuppte sich wie erwartet als 100m Steil abschüssige betonnierte Straße.  Nach all den Strapazen auf dem Weg hierher fühlt man sich wie im falschen Film. Diese Art des Luxuspilgerns wird aber offenbar immer populärer.  Ich darf gar nicht dran denken was mich auf der weiteren Reise erwartet,  wenn ich ein Bett brauche.

Da Sarria sehr enttäuschend war,  entschloss ich mich ein wenig Richtung nächstes Dorf zu flanieren.  Die Landschaft ist echt sauschön.  Leider gab es aber auch einen heftigen steilen Aufstieg über rund 1000m, so daß ich doch wieder in kürzester Zeit schweißgebadet war. Pfui.






Nach ca.  5km ging es dann los.  Entscheidungen müssen getroffen werden. So kann es auf keinen Fall mehr weiter gehen. Es müssen gravierende Änderungen her.

Neben mir eine sehr einladend wirkende Herberge,  vor mir noch eine. Welche nehme ich. Dachterrasse contra Pool.   Da ich heute frei habe und Fußfaul bin,  treffe ich eine weitreichende Entscheidung und quartiere mich kurzerhand an Ort und Stelle ein. Tschaka Volltreffer.  Die Sonne scheint,  es wird erstmals warm und dann das :






Jetzt gin der Entscheidungszwang aber erst richtig los. Hänge ich den linken Fuß in den Pool oder den rechten -  oder doch beide?



Um über meine unsägliche Lage nachdenken zu können,  habe ich den gesamten Nachmittag am Pool auf der Sonnenliege verbringen müssen und meinen Kummer in zwei Bieren ertränkt.


Pilger in ernster Not

Der Druck stieg ins unermessliche.  Bestell ich den Mai Tai mit oder ohne Schirmchen? Da ich nicht weiß was Schirmchen auf Englisch oder Spanisch heißt, kam mir das Schicksal dann glücklicherweise in Form eines Sangria entgegen.




Gegen Abend war das Selbstmitleid so groß,  da ich nicht zwischen Putenflilet und gegrillten Garnelen nicht entscheiden konnte,  das ich voller Verzweiflung noch mal Fleisch bestellte.




Und da war es :)  Endlich :)

Ja so ein Pilgerleben kann schon sehr beschwerlich sein.

Eben kamen noch Tanja und Sandra in die Herberge........