Samstag, 7. Juni 2014

Tag 7 - Los Arcos und seine Helden


Heute geht's nach Los Arcos oder auch nicht. Ich probiere es heute nochmal mit den Trekkingschuhe, weil diese durch ihre Puffer an der Ferse die Schritte abfedern und die Gelenke entlasten. Gerade das linke macht mir ein wenig zu schaffen.
Ich sehe wie mittlerweile immer mehr Leute den Gepäckservice nutzen und nur mit leichtem Proviant marschieren. Offenbar bin ich nicht der einzige der humpelt. Die Art zu gehen, bei der man versucht mit dem ganzen Fuß aufzusetzen ohne dabei über die Ferse abzurollen, sehe ich hier öfter.
Auf geht's.......





Kimi


17:00 Ankunft in der Casa Austria

Ohne Worte


Andi + Franzi

Miquel + Xavier
Kimi + Xavier
Die Helden von Los Arcos  - bei Ihrem selbstlosen Einsatz - an der Bar 

Wir hatten Glück, hier gabs eine Stiertreiben quer durch die Stadt, ähnlich wie das berühmte in Pamplona. Interesant sind vor allem die weis gekleideten Läufer mit ihren roten Schergen - alle mit den Insignien ihrer Heimatstadt. Der ganze Stolz von Los Arcos. Und was sind die gerannt als die Stiere kamen. Als wäre der Teufel hinter ihnen her - direkt in die nächste Bar. Dort haben Sie dann alles gegeben , währende die Stiere verzweifelt nach Opfer suchen und sich mit fusskranken Pilgern begnügen mussten. Für den Einsatz wurden Sie dann von den Stadtoberen wie Helden gefeiert....also heute Morgen um 8 feiern die immer noch....laufen kann zwar keiner mehr ...wahre Helden eben....
Ich bin auf einem Fest ein einer kleinen 10.000 Einwohner Stadt und treffe alle 5 Meter ein bekanntes Gesicht das mit einem anstößt oder einem etwas ausgibt. Da war Markus und Andreas aus Bayern, beide ausgebrannt und echt dufte Typen. Der Ire Bernie, Franzi aus Holland, Vitktor mit seinen beiden erwachsenen Töchtern Steffi und ähm ja, aus Bergen op zoom. Selten sah ich einen stolzeren Vater....zu recht. Dann das Sprachtalent Elena aus Italien. Spanisch, Italienisch, Französisch spricht Sie wie Muttersprachler. Portugiesisch und Englisch fließend sowie etwas deutsch und chinesisch. Diego aus Italien, Miquel aus Frankreich und und und....Wenn ich da an meinen letzten Besuch des Kreuznacher Jahrmarkts denke.....

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Freitag, 6. Juni 2014

Überleben

Langsam nerven die ganzen Probleme. Mein linkes Sprunggelenk ist offenbar total überlastet, Blase 4 direkt auf dem Fussballen. Die Ausrüstung erweist sich als lauter Fehlkäufe. Der Rucksack, ist absolut top aber viel zu gross und schwer, für sowas. Der Schlafsack mag zwar bei der Armee gut Dienste leisten, ist aber ebenfalls zu Dick und schwer, selbst für das Bergklima. Hier hab ich alleine 4,5 kg wo andere 2,5 haben. Vorhin traf ich eine Engländerin, die hatte insgesamt nur 7. Ich aktuell rund 13-14kg. Lediglich die Sandalen erweisen sich als ganz ok, wobei ich mich Frage wo die neue Blase herkommt. Viele reiben die Füsse mit Hirschtalg ein, was sehr gut sein soll. Allerdings übersetzt das mal ins Spanische oder Englisch. Gott weis ich habs versucht inkl. Google Translater, mit Händen und Füssen auf Deutsch, Spanisch, Englisch und Kauderwelsch. Jetzt hab ich was in der Apotheke bekommen, das schwer nach einem Antitranspirant für Füsse und Schuhe aussieht. Na Toll, bekomme ich halt immer noch Blasen aber dafür schwitzen die Füsse weniger. Vor allem bei Sandalen sehr sinnvoll^^.
Ich geh mittlerweile wie ein 90 jähriger, neben dem jemand herlauft zum aufpassen das er nicht umfällt.
Heute Mittag haben die Füsse derart gebrannt...ich war sicher die Tagestour vorzeitig zu unterbrechen. Nach 1,5h Pause, in der ich auf dem Boden vor einer Bar lag und alle 4e von mir streckte, ging's wieder. Mir war egal, was die anderen alle dachten. Bestimmt jeder 2te sagte mir mein Rucksack wäre zu schwer, als ich da wie abgeschossen lag - auf allen Sprachen die man sich vorstellen kann. Ok der sieht wirklich aus, als wären da 20kg drin. Kim und Ihren verrückten Franzosen musste ich ziehen lassen, dafür hab ich den Rest der Strecke mit dem Bulgarier Vladimir zurückgelegt. Netter Kerl, quasselt ohne Ende, ist der erste der meine Figur hat, in Pamplona gestern startete aber auch irgendwie merkwürdig ist. Bin nicht wirklich unglücklich darüber das wir in der Herberge zwangsgetrennt wurden, weil nur noch 1 Bett frei war.
Mit meinen Wanderstöcken, die mittlerweile mehr die Funktion von Krücken haben, krieche ich eh schon wie eine beinamputierte Spinne.
Man kann sich vorstellen was ich.mit diesen am liebsten gemacht hätte, als die Herbergstusie mir das letzte freie Bett im dritten Stock........
Muss echt überlegen , etwas kürzer zu treten. Allerdings verliert man dann Leute aus den Augen, die man kennenlernt, da diese in der Regel auch die Standartetappen laufen. Morgen sind wieder knapp 20km auf dem Plan....

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Tag 6 - Estelle

Rückblick

Gott brummt mir der Schädel.....Hölle.
Bei den spanischen Pilgermenus gibt’s immer entweder Wasser oder Rotwein dazu. So lecker der auch ist, der hat meist richtig viel Drehzahlen.
Notiz an mich : Beim nächsten mal öfter Wasser bestellen.
Der Tripp gestern Endete wie alle vorherigen mit heftig schmerzenden Füssen. Ich merk immer wieder, das ich einfach zu schwer bin für sowas. Meist ab km 20 oder 7/8h laufen ist es vorbei. Danach wird es zur Quälerei. Allerdings ist das nächste Etappenziel dann in greifbarer Reichweite und wer will schon kurz vorm Ziel aufgeben. Leider zeigen sich jetzt auch die Vorteile die ein Springerstiefel hatte. Dadurch das diese hoch sind, war das Gelenk geschützt. Gestern tat mir erstmals selbiges weh.



Bei der Ankunft, war noch die offizielle Herberge belegt und ich musste noch einen km weiter. Leider hab ich mir auch gleich noch einen heftigen Sonnenbrand geholt. Obwohl den ganzen Vormittag bewölkt und bei Wind eher kalt, brennt die Sonne hier weit stärker als bei uns. Die Spanier Wissen, warum Sie um 1 die Bürgersteige hochklappen und erst gegen 6 wieder aus Ihrer starre erwachen.
Langsam wird mir auch klar, warum, die meisten Pilger so extrem früh aufbrechen...Es gibt nur wenige bekloppte die durch die Nachmittagssonne rennen.
Ziel heute ist Estelle in 22km.

KM 13 - 12:30

Die Wege sind hier echt anspruchvoll. Ich bin mir sicher das dies oftmals alte Römerstrassen sind, auf denen wir laufen. Leider wurden diese auch von denen zuletzt ausgebessert. Die Sandalen sind über große Strecken völlig ungeeignet. Auf diesen Wegen geht es auf und ab. Dazu kommt noch, das durch die grossen Wacken auf den man läuft der Fuß permanent irgendeine Schrägstellung ausgleichen muss. Mir schmerzen die Füsse höllisch.
Obwohl ich noch Kraft habe, sind meine Füsse jetzt schon wieder komplett am Ende und ich hab noch fast 10km vor mir ... und das in der Mittagssonne.....

Ankunft Estelle

Blase 4 ist da und ich geh sterben - Tilt

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Donnerstag, 5. Juni 2014

Tag 5 - Puente la Reunia - Magische Momente

Auf nach Puente la Reunia

Es ist kurz vor neun und ich sitze vor meinem dritte Milchkaffee im Iruna, einem wunderschönen Kaffee im Jugendstil.
Meinen Waden geht es besser und ich kam sogar trotz Blasen und abgtapter Stellen am Fuss wieder in die Trekkingschuhe rein. Dafür habe ich eine dritte Blase im entstehen gefunden und einen Muskelkater in beiden Arschbacken. Und der ist vom feinsten.
Die nächste Etappe sind 25km .....Urgs.
Auf geht's..........

KM 10
Gott qualmen mir schon wieder die Socken.
Die Schuhe drücken ohne Ende, da die Füsse wieder anschwellen. Bei Wanderschuhen kaufen erfahrene Wandere bis zu 2 Nummern größer als normal, hat mir Franz gestern erklärt. Ich steige jetzt auf die Sandalen um.
Vor mir liegen noch 14km und der Berg der qualen, wie ich Ihn nenne....
Offenbar scheint der camino in der Gegend auch ein beliebter Wander und jogging weg der lokalen Eingeborenenstämme zu sein - vorhin ist mir sogar eine Schulklasse begegnet.







KM 15 - Strike
Der Gipfel ist erklommen, der Berg der Qualen besiegt, ich fühl mich grad wie Rocky Teil 1.
Mit Hilfe der Sandalen, Wanderstöcke und der Musik Invincibel von 2 Steps from Hell bin ich den Berg förmlich raufgesprintet.
Die Aussicht hier ist einfach grandios. 50 km Sicht - das kann keine Handykamera einfangen.
Jetzt kommt der Abstieg nach la puente reunia.....






Magische Momente

Nach einem heftigen Abstieg durch lauter Geröll, kam ich an einen Baum mit einer Bank darunter. Dieser Ort hatte schon von weitem etwas magisches. Mit jedem Schritt dem ich Näher kam hörte ich die Melodie des Windes etwas mehr. Auch der Gesang der Vögel wird immer intensiver. Kurzerhand hab ich mich auf die Bank gelegt und bin direkt eingenickt. Ich weiss nicht, wann ich das letzte mal bewusst dem Gesang eines Vogels wahrgenommen habe. Im Moment ist das hier der friedlichste Ort auf der Welt und ich wollte nirgends anders sein, als jetzt und hier auf dieser Bank unter diesem Baum umklammert und Beschützt durch seine starken Äste die sich wie eine schützende Hand um mich legen.
Ich habe noch nie einen Baum umarmt, aber im Moment umarmt der Baum mich.
Ausser dem Gesang der Vögel und des Windes im Blätterwald ist hier nichts zu hören. Lediglich ein paar Pilger stolbern vorbei. Keiner nimmt diesen Ort war.......

Ankunf in Puente la was weis ich

Sterben

Der Tag

Die Spanische Sonne ist die Hölle. Obwohl den halben Tag bewölkt...blabla..gebrannt wie Hölle...blabla...Sonnenbrandt...sterben.
Hab heute Kim kennengelernt. Eine 42 jährige Koreanerin mit Schwedischen Adoptiveltern aus Dänemark. Die Frau ist der Hammer, fast eine Seelenverwandte....Leider vergeben...grmmml....
Nachdem der Bayer Markus 2 Flaschen Rotwein ausgegeben hat + die zum Abendessen + meine, welche Kim und ich fast alleine, blablaba .....ich fall jetzt ins Bett bis moche....Nacht

Mittwoch, 4. Juni 2014

Tag 4 - Pamplona - Pause

Pamplona - Pause

Heute haben wir in der offiziellen Herberge übernachtet, da die cassa Paderborn voll war. Leider war die Nacht sehr laut, weil vorm Gebäude ein kompressor auf Hochtouren lief. Die Herberge war ebenfalls eher bescheiden - eine Art Kathedrale mit rund 150 Betten....
   
Frau von der Leyen wurde da keinen Soldaten unterbringen.



Casa Paderborn - eine der bekanntesten und beliebtesten Aubergen

   
Die anderen sind schon um 07:30 aufgebrochen auf eine 25km Etappe nach Puente la Reina, auf der auch noch ein sehr hoher Berg zu überwinden ist. Für mich im Moment nicht machbar. Ich werde mich in der cassa Paderborn einquartieren. Für gewöhnlich ist es nicht gestattet 2 Nächte in Herbergen zu nächtigen am selben Ort. Gesundheitliche Gründe bilden zum Glück eine Ausnahme.  Wenn ich alles anführe was grad zwickt.....aber eine Woche pamplona wäre dann doch zu lang.
   
Heute Morgen war ich auf der Post und hab Stiefel und Wäsche heimgeschickt. Leider sind die Postler hier genauso humorlos wie in Deutschland. Ich muss einfach  versuchen meine Gesichtsentgleisungen mehr im Zaum zu halten. Offenbar werden die hier anders interpretiert. Anders kann ich mir das schimpfende Kauderwelsch nicht erklären, das auf mich einprasselte, nachdem die Schalterbeamtin mir den Preis zeigte und meine Reaktion abwartete. Vielleicht war ich auch nur kurz zu Stein erstarrt, aber wer ist das nicht bei €45,40....
   
Katja hat sich gestern neue Schuhe besorgt und ich habe wieder die Trekkingschuhe an. Leider sind wie erwartet die Füsse leicht stark angeschwollen, so das ich kaum noch reinkomme. Ich kann zwar bedeutend besser gehen, habe aber jetzt das Gefühl an manchen Stellen das Blut abzuschnüren. Werde hier wohl unter übel noch Wandersandalen kaufen.
   
Leider läuft das ganze auch kostenseitig völlig aus demRuder. Im Vorfeld habe ich schon rund 500 Euro ausgegeben, für die Trekkingschuhe (130), Aufbereitung der Springer (90), Rucksack (120, Isomatte, 2 paar Wandersocken (40), Wollsocken, Mikrofaserhandtuch, Tape, Blasenpflaster, usw. Dazu hier jetzt nochmal 200 für Post, Wandersandalen, Kappe mit Nackenschutz vor der Sonne und Stöcke. Die Reisekosten betragen knapp € 200 Euro und die Tageskosten Ca. 25 - 30, also in 2 Wochen nochmal € 350 - 420. Teurer als 2 Wochen Kanaren im 4 Sternehaus. Insgesamt also € 1300 bei geplanten € 850.

Interessant ist auch welche Leute man immer wieder trifft und vor allem, bei wem man alles in Erinnerung bleibt. Gestern Abend ging ich durch die Bettreihen und grüßte instinktiv eine junge Frau die da sass. Plötzlich sprang diese auf und fragte wie es meinen Füssen ginge, gefolgt von tausend Tipps. Ich hab etwas gebraucht bis ich realisierte, das wir uns am Vorabend in Zubiri gesehen haben. Der Sprachstudent Sebastian hatte mit ihr geflirtet als wir gemeinsam in der Küche saßen. Dabei fragte er mich plötzlich was Bindfaden auf Englisch heißt. Das war zuviel für mich - ich bin in einem schallenden Gelächter ausgebrochen. Meine hätte er mich gefragt was Tisch oder Stuhl auf Englisch heißt - aber sowas abgedrehtes wie "Bindfaden"....Da die Ungarin kein Wort von dem was da vor sich ging Verstand, musste Sie auch laut loslachen. Als Sebastian mich dann, völlig irritiert von dem was da vor sich ging, fragte ob ich denn wenigstens wüsste was Nähgarn auf Englisch hieß, konnte ich mich kaum noch auf dem Stuhl halten. Das fragt der ausgerechnet mich, wo ich doch selbst kaum Englisch kann.
   
Auf der Post vorhin Stand plötzlich der Amerikaner Mike vor mir, der auch eine Pause einlegt und ein Paket zum heimschicken holte. Mike ist wirklich eine äußerst angenehmer Mensch mit dem ich mich gerne unterhalte, nicht zuletzt weil er ein sauberes Englisch spricht und nich so ein englisch ähnliches gequake.
   
In der Stadt hörte ich plötzlich ein lautes "Guten Morgen". Als ich mich umdrehte standen da 3 Spanier/innen vor mir die mich in gebrochenem Deutsch fragten wies mir ginge, was meine Beine machen und ob ich Fit genug für die nächste Etappe sei. Die drei kamen mir auch bekannt vor, ich glaube kurz vorm Gipfel der ersten Etappe, hatten wir uns bei einer Pause getroffen, sicher bin ich mir aber nicht.
   
Ich kann durch Kreuznach stundenlang gehen ohne ein bekanntes Gesicht zu sehen, geschweige denn das sich jemand für mich interessiert. Aber hier in einer völlig fremden Stadt am Arsch der Welt.....
Überhaupt spielen Nationalität auf dem camino und unter den Pilger absolut keine Rolle mehr. Ich bin erstaunt wie viele Asiaten, Amerikaner ich hier sehe. Mike hatte mir z.B. erklärt, das er vor Jahren eine Doku gesehen hat im amerikanischen TV. So findet der camino offenbar seinen Weg um die Welt.

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Impressionen aus Pamplona

Pamplona ist eine wunderschöne Stadt. Man hat hier den Eindruck im Mittelalter stehen geblieben zu sein. Die ganze Innenstadt ist verwinkelt mit kleinen Gässchen wie in der Kreuznacher Altstadt. Nur während diese langsam ausstirbt, pulsiert hier das Leben.
Und es gibt Sie tatsächlich, die Spanische Siesta. Ab 13:00 stirbt die Stadt aus. Die meisten Geschäfte schließen und nur noch Bars uns Kaffees sind geöffnet. Dazwischen ein paar Touristen und ein paar dösende Leute in der kargen Sonne. Was ursprünglich einmal als Schutz vor der Mittagssonne diente, hat man hier offenbar zur Lebensart erklären. Heute hatten wir 14 Grad.....
Wer allerdings, kleine gemütlich Kaffees liebt, kann hier alt werden. Überhaupt scheint hier das Tempo langsamer zu sein als bei uns. Während wir von Optimierungen und Effizienzsteigerungen getrieben sind und unsere Städtczntren nur noch durch Ladenketten und Konzerne dominiert wird, steht hier die Zeit förmlich still. Hier reiht sich ein kleines Lädchen neben das andre, alle spezialisiert und mit erwähnter Mega Mittagspause. Große Läden und Ketten wie Lidl oder Zara sind hier eher die Ausnahme. In der Innenstadt hat es z.B einen Burgerking an dem ich 5x vorbei kam - immer leer, aber die Kaffee's drumherum gut besucht. Nun muss man fairerweise auch dazusagen, das die Kaffees hier in der Regel auch Teestube, Bar und Restaurant sind. Die Menschen hier Wissen offenbar zu leben.

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Der Tag in Pamplona

Den Tag habe ich heute genossen. Nachdem ich die Post und Herbergs suche erledigt hatte, war Wäschewaschen angesagt. Ich hatte nur 2 paar Socken, ein T-Shirt und 2 Unterhosen.
Da ich nicht eingesehen habe für Waschmaschine und Trockner 6 Euro auszugeben, hatte man in der casa Paderborn direkt die Lösung. Hinterm Haus war das Waschbecken mit Bürste und einer Schleudern aus 1965. Handwäsche. Ich und Wäsche sind eh zwei Dinge die nur mit Not Kompromissen funktionieren.Aber Handwäsche...
Nach einem halbstündigen Drama habe ich die Sache aufgegeben und den Kram in die Schleuder geschmissen. Stink ich halt.
Allerdings mochte die Schleudern offenbar keine halb gewaschenen Sachen und fing an  wie verrückt zu Klopfen und umher zu springen. Auch als ich diese mühsam wieder eingefangen hatte, bockte die weiter als wäre die Trommel die Unwucht in Person.
Als ich dann das Schild las "bitte Wäsche nicht einfach einwerfen, sondern gleichmäßig am Rand verteilen" wurde einiges klar. Die Trommel hatte wirklich nur ein Lager und wenn alles in der Mitte liegt, ist der Klumpen nach den ersten Umdrehungen auf einer Seite und verursacht eine extrem Unwucht.
Bei nächster Gelegenheit muss ich unbedingt noch "manuelles Waschen" googeln.......

Wer eine Schwäche für kleine gemütliche Kaffees hat, kann in Pamplona alt werden. Gefühlt habe ich jedes zweite Kaffee besucht und dort gelesen. Daher ist es jetzt an der Zeit sich von "Bob der Streunen" zu trennen.
Das Buch erzählt die Geschichte eines drogenabhängigen  Sozialhilfeempfänger auf Entzug, welcher sich als Straßenmusiker in London durchschlägt. Dieser findet plötzlich eine halbtote Katze und päppelt diese auf. Seit dem weicht ihm der Kater nicht mehr von der Seite, auch nicht im Bus oder auf seiner Arbeit als Straßenmusiker. Bevorzugt reist der Kater liegend auf dem Rucksack in seinem Nacken.
Katja hatte sich das Buch vor unsere Abfahrt gekauft und kurz vor Bayone durch. Sie übergab es mir zum wegwerfen. Dummerweise war das Buch so gut und die Geschichte von Bob dem Kater so spannend, das ich das Buch nicht wegwerfen wollte. Auf einer Reise wo jedes Gramm Gewicht zählt ist Papier reiner Luxus und erhöht.nur die Qualen. Trotzdem habe ich Bob, trotz unzähliger Aufforderungen, nicht entsorgt, sondern zu Fuß über die Pyrenäen getragen. Unterwegs wenn die Last übermäßig wurde, musste ich immer an das Buch und Bob denke, aber irgendwie war es so als würde der Kater auf meiner Schulter mitreisen.......
Wer mag kann einmal bei YouTube nach "Bob the big issue cat" suchen :)

In der Stadt habe ich natürlich zum dritten mal Mike getroffen, aber auch einen Bettler kennengelernt. Einen schwarz Afrikaner aus Nigeria namens Ralf. Ein bemerkenswert sympathischer Mensch mit dem ich mich bestimmt ein halbe Stunde unterhalten habe.

Die casa Paderborn ist ein bemerkenswerter Ort. Gerda und Andrea sind pensionierte deutsche die der Herberge eine Fürsorglichkeit und Wärme geben wie ich sie selten erlebt habe. Auch hier kann man gar nicht anders als Leute kennen zulernen. Den Abend habe ich mich mit dem 71 jährigen ExSoldaten Dieter und seinem 72 jährigen Freund Franz unterhalten. Gut das ich immer spät losgehe, mit diesen zwei alten könnte ich nie Schritt halten.....


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Dienstag, 3. Juni 2014

Tag 3 - Auf nach Pamplona

Auf mit neuem Mut


San Han

Sebastian


Heute ist das Ziel Pamplona in 21km Entfernung. Nach einem gemeinsamen Frühstück mit Jaque dem Franzosen, San den Koreaner und Mike dem 60jährigen Amerikaner aus Idaho sind wir zusammen gestartet. Insgesamt sind wir 4 Leute und viele mittlerweile bekannte Gesichter säumen den Weg.
Das erste Stück gehen wir heute gemeinsam, allerdings werde ich mehr und längere Pausen brauchen. In den Waden habe ich einen heftigen Muskelkater, der das auf und ab sehr erschwert. Die erste Blase hab ich trotz abtapen der Risikozonen auch schon. Der kleine linke Zeh schmerzt bei jedem Schritt, ist blau und insgesamt komm ich mir vor wie ein Invalide auf seinem letzten Weg ins Grab.

Pamplona wir kommen - irgendwann^^.

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KM 11 

Noch 11k bis Pamplona. Soeben habe ich trotz aller Vorbeugungsmassnahmen Blase Nummer 2 entdeckt. Von der Gruppe habe ich.mich schon vor einer h abgesetzt, weil ich eine längere Pause brauchte.


Davon abgesehen ist es eher deprimierend immer 20m hinterher zu humpeln. Ich komme immer mehr zur Überzeugung das jeder seinen eigenen camino gehen sollte.Das krampfhafte angleichen bringt nichts. Heute Abend treffen wir uns in Pamplona in der casa Paderborn und besprechen wie es weitergeht. Auch wenn die Kondition irrigerweise problemlos passt uns ich trotz Muskelkater auch noch Kraft habe, so brauchen meine Füsse zwingend eine Pause. Ich hätte nie Gedacht das ich so blasenanfällig bin. Jetzt rächt sich auch das Schuhproblem. Die Springerstiefel sind mir eigentlich etwas zu groß aber der perfekte Schuh für raues Gelände. Die Trekkingschuhe hat Katja an. Denen habe ich die Bergetappe im Regen nicht zugetraut, weshalb ich überhaupt nur 2 dabei habe. Ich hoffe wir finden einen Schuhmacher in Pamplona. Auch müssen wir schauen das wir Gewicht los werden und Sachen zurückschicken, die Rücksäcke sind eindeutig zu schwer.

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KM 14 



Pause. So schön kann es hier auch sein.




19:00 Ankunft Pamplona

Die letzten km waren wieder die Hölle. Dadurch das Füsse und Waden so argh schmerzen werde ich zunehmend langsamer. Zum Schluss brauche ich für einen km fast eine h. Entsprechend spät komme ich auch an.
Als ich nach dem Weg fragte bekam ich einmal die Rückfrage, wo ich den herkomme. Meine Antwort "Zubiri" quittierte er nur mit einem "das ist doch gar nicht soweit". Auch ein ältere Herr der gestern unter mir im Bett schlief und mich ankommen sah fragte mich ganz erstaunt "bist du gerade erst angekommen ?".
Was keiner sieht ist die Arbeit die jeder auf den Weg leistet und die Umstände. Ich habe 2 Blasen, einen schmerzenden Zeh, schmerzende Füsse und einen Muskelkater in den Waden.
Normal schaffe ich rund 5km die h auf ebener Strecke mit Rucksack. Nur in dem Zustand, kann ich selbst auf geraden kaum Schritt halten. Steigungen gehen noch, aber bergab falle ich hoffnungslos ab. Den ersten Teil kann ich auch noch mithalten aber dann wird's schwierig. Die handicaps sind kaum zu unterschätzen und für die beiden letzten km brauchte ich fast 1,5 h. Der Zeitbedarf steigt bei zunehmenden Tempoabfall exorbitant.
Was auch keiner sieht ist mein Gewicht. Ich habe immer noch rund 30kg zuviel. Auch habe ich noch nicht einen einzigen übergewichtigen Pilger gesehen. Schlimmstenfalls ein Bauchansatz und alle wirken sehr trainiert.
In der Physik ist die geleistete Arbeit Kraft*Weg. Da der Kraftaufwand zwischen einem normal gewichtigen und mir gleich ist um ein Kilo Masse zu bewegen, bleibt nur noch das Gewicht. Wenn man jetzt 80kg*21km rechnet und dann 118kg*21km, bekommt man einen Eindruck welche Mehrarbeit ich verrichten muss um das selbe Ergebnisse zu erzielen.
Entsprechend aufmunternd war es, als kurz vorm Ziel, mitten in Pamplona, plötzlich Jaque und Jeanny-Jean standen und mich freudig und urteilsfrei begrüßten. Ausgerechnet der nur französisch sprechende Franzose, mit dem ich mich nur in Zeichensprache verständigen kann. In Zubiri, nach dem Frühstück hatte ich dem Esel noch einen Apfel gekauft, die beiden aber aus den Augen verloren. Den hatte ich immer noch dabei und nun mit den beiden geteilt. Leider ziehen Sie weiter, weil es in der Stadt wohl schwer ist einen Stall zu finden. Auch begehen Sie morgen die nächste Etappe. Da ich in Pamplona auf jeden Fall einen Tag Pause einlegen werde, sehe ich die zwei wohl nicht wieder.
Die anderen waren gerade auf dem Weg zum Essen als ich an gehumpelt kam. Da ich erst noch einbuchen und meine Sachen beziehen musste, sitze ich nun in einer Bar und esse alleine ein absolut köstliches Pilgermenu.
Einen absolute köstlicher Salatteller, Fisch mit einer Miniportion Pommes - eigentlich sahen die aus wie eine karge Deko, ein Stück Kuchen, eine Flasche Wasser und ein Wein für 10 Euro.
Was hier auffällt ist, das sich die Essgewohnheiten, radikal ändern. Ich esse plötzlich bewusster und weniger als Zuhause. Die ganzen Zwänge und Gelüste schwinden langsam und Essen wird zu einer netten Nebensache. Auch verspüre ich trotz der Belastung irrigerweise kaum Hunger. Lediglich der Wasserverbrauch ist enorm.