Pamplona - Pause
Heute haben wir in der offiziellen Herberge übernachtet, da die cassa Paderborn voll war. Leider war die Nacht sehr laut, weil vorm Gebäude ein kompressor auf Hochtouren lief. Die Herberge war ebenfalls eher bescheiden - eine Art Kathedrale mit rund 150 Betten....
Frau von der Leyen wurde da keinen Soldaten unterbringen.
Casa Paderborn - eine der bekanntesten und beliebtesten Aubergen
Die anderen sind schon um 07:30 aufgebrochen auf eine 25km Etappe nach Puente la Reina, auf der auch noch ein sehr hoher Berg zu überwinden ist. Für mich im Moment nicht machbar. Ich werde mich in der cassa Paderborn einquartieren. Für gewöhnlich ist es nicht gestattet 2 Nächte in Herbergen zu nächtigen am selben Ort. Gesundheitliche Gründe bilden zum Glück eine Ausnahme. Wenn ich alles anführe was grad zwickt.....aber eine Woche pamplona wäre dann doch zu lang.
Heute Morgen war ich auf der Post und hab Stiefel und Wäsche heimgeschickt. Leider sind die Postler hier genauso humorlos wie in Deutschland. Ich muss einfach versuchen meine Gesichtsentgleisungen mehr im Zaum zu halten. Offenbar werden die hier anders interpretiert. Anders kann ich mir das schimpfende Kauderwelsch nicht erklären, das auf mich einprasselte, nachdem die Schalterbeamtin mir den Preis zeigte und meine Reaktion abwartete. Vielleicht war ich auch nur kurz zu Stein erstarrt, aber wer ist das nicht bei €45,40....
Katja hat sich gestern neue Schuhe besorgt und ich habe wieder die Trekkingschuhe an. Leider sind wie erwartet die Füsse leicht stark angeschwollen, so das ich kaum noch reinkomme. Ich kann zwar bedeutend besser gehen, habe aber jetzt das Gefühl an manchen Stellen das Blut abzuschnüren. Werde hier wohl unter übel noch Wandersandalen kaufen.
Leider läuft das ganze auch kostenseitig völlig aus demRuder. Im Vorfeld habe ich schon rund 500 Euro ausgegeben, für die Trekkingschuhe (130), Aufbereitung der Springer (90), Rucksack (120, Isomatte, 2 paar Wandersocken (40), Wollsocken, Mikrofaserhandtuch, Tape, Blasenpflaster, usw. Dazu hier jetzt nochmal 200 für Post, Wandersandalen, Kappe mit Nackenschutz vor der Sonne und Stöcke. Die Reisekosten betragen knapp € 200 Euro und die Tageskosten Ca. 25 - 30, also in 2 Wochen nochmal € 350 - 420. Teurer als 2 Wochen Kanaren im 4 Sternehaus. Insgesamt also € 1300 bei geplanten € 850.
Interessant ist auch welche Leute man immer wieder trifft und vor allem, bei wem man alles in Erinnerung bleibt. Gestern Abend ging ich durch die Bettreihen und grüßte instinktiv eine junge Frau die da sass. Plötzlich sprang diese auf und fragte wie es meinen Füssen ginge, gefolgt von tausend Tipps. Ich hab etwas gebraucht bis ich realisierte, das wir uns am Vorabend in Zubiri gesehen haben. Der Sprachstudent Sebastian hatte mit ihr geflirtet als wir gemeinsam in der Küche saßen. Dabei fragte er mich plötzlich was Bindfaden auf Englisch heißt. Das war zuviel für mich - ich bin in einem schallenden Gelächter ausgebrochen. Meine hätte er mich gefragt was Tisch oder Stuhl auf Englisch heißt - aber sowas abgedrehtes wie "Bindfaden"....Da die Ungarin kein Wort von dem was da vor sich ging Verstand, musste Sie auch laut loslachen. Als Sebastian mich dann, völlig irritiert von dem was da vor sich ging, fragte ob ich denn wenigstens wüsste was Nähgarn auf Englisch hieß, konnte ich mich kaum noch auf dem Stuhl halten. Das fragt der ausgerechnet mich, wo ich doch selbst kaum Englisch kann.
Auf der Post vorhin Stand plötzlich der Amerikaner Mike vor mir, der auch eine Pause einlegt und ein Paket zum heimschicken holte. Mike ist wirklich eine äußerst angenehmer Mensch mit dem ich mich gerne unterhalte, nicht zuletzt weil er ein sauberes Englisch spricht und nich so ein englisch ähnliches gequake.
In der Stadt hörte ich plötzlich ein lautes "Guten Morgen". Als ich mich umdrehte standen da 3 Spanier/innen vor mir die mich in gebrochenem Deutsch fragten wies mir ginge, was meine Beine machen und ob ich Fit genug für die nächste Etappe sei. Die drei kamen mir auch bekannt vor, ich glaube kurz vorm Gipfel der ersten Etappe, hatten wir uns bei einer Pause getroffen, sicher bin ich mir aber nicht.
Ich kann durch Kreuznach stundenlang gehen ohne ein bekanntes Gesicht zu sehen, geschweige denn das sich jemand für mich interessiert. Aber hier in einer völlig fremden Stadt am Arsch der Welt.....
Überhaupt spielen Nationalität auf dem camino und unter den Pilger absolut keine Rolle mehr. Ich bin erstaunt wie viele Asiaten, Amerikaner ich hier sehe. Mike hatte mir z.B. erklärt, das er vor Jahren eine Doku gesehen hat im amerikanischen TV. So findet der camino offenbar seinen Weg um die Welt.
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Impressionen aus Pamplona
Pamplona ist eine wunderschöne Stadt. Man hat hier den Eindruck im Mittelalter stehen geblieben zu sein. Die ganze Innenstadt ist verwinkelt mit kleinen Gässchen wie in der Kreuznacher Altstadt. Nur während diese langsam ausstirbt, pulsiert hier das Leben.
Und es gibt Sie tatsächlich, die Spanische Siesta. Ab 13:00 stirbt die Stadt aus. Die meisten Geschäfte schließen und nur noch Bars uns Kaffees sind geöffnet. Dazwischen ein paar Touristen und ein paar dösende Leute in der kargen Sonne. Was ursprünglich einmal als Schutz vor der Mittagssonne diente, hat man hier offenbar zur Lebensart erklären. Heute hatten wir 14 Grad.....
Wer allerdings, kleine gemütlich Kaffees liebt, kann hier alt werden. Überhaupt scheint hier das Tempo langsamer zu sein als bei uns. Während wir von Optimierungen und Effizienzsteigerungen getrieben sind und unsere Städtczntren nur noch durch Ladenketten und Konzerne dominiert wird, steht hier die Zeit förmlich still. Hier reiht sich ein kleines Lädchen neben das andre, alle spezialisiert und mit erwähnter Mega Mittagspause. Große Läden und Ketten wie Lidl oder Zara sind hier eher die Ausnahme. In der Innenstadt hat es z.B einen Burgerking an dem ich 5x vorbei kam - immer leer, aber die Kaffee's drumherum gut besucht. Nun muss man fairerweise auch dazusagen, das die Kaffees hier in der Regel auch Teestube, Bar und Restaurant sind. Die Menschen hier Wissen offenbar zu leben.
Posted via Blogaway Pro
Der Tag in Pamplona
Den Tag habe ich heute genossen. Nachdem ich die Post und Herbergs suche erledigt hatte, war Wäschewaschen angesagt. Ich hatte nur 2 paar Socken, ein T-Shirt und 2 Unterhosen.
Da ich nicht eingesehen habe für Waschmaschine und Trockner 6 Euro auszugeben, hatte man in der casa Paderborn direkt die Lösung. Hinterm Haus war das Waschbecken mit Bürste und einer Schleudern aus 1965. Handwäsche. Ich und Wäsche sind eh zwei Dinge die nur mit Not Kompromissen funktionieren.Aber Handwäsche...
Nach einem halbstündigen Drama habe ich die Sache aufgegeben und den Kram in die Schleuder geschmissen. Stink ich halt.
Allerdings mochte die Schleudern offenbar keine halb gewaschenen Sachen und fing an wie verrückt zu Klopfen und umher zu springen. Auch als ich diese mühsam wieder eingefangen hatte, bockte die weiter als wäre die Trommel die Unwucht in Person.
Als ich dann das Schild las "bitte Wäsche nicht einfach einwerfen, sondern gleichmäßig am Rand verteilen" wurde einiges klar. Die Trommel hatte wirklich nur ein Lager und wenn alles in der Mitte liegt, ist der Klumpen nach den ersten Umdrehungen auf einer Seite und verursacht eine extrem Unwucht.
Bei nächster Gelegenheit muss ich unbedingt noch "manuelles Waschen" googeln.......
Wer eine Schwäche für kleine gemütliche Kaffees hat, kann in Pamplona alt werden. Gefühlt habe ich jedes zweite Kaffee besucht und dort gelesen. Daher ist es jetzt an der Zeit sich von "Bob der Streunen" zu trennen.
Das Buch erzählt die Geschichte eines drogenabhängigen Sozialhilfeempfänger auf Entzug, welcher sich als Straßenmusiker in London durchschlägt. Dieser findet plötzlich eine halbtote Katze und päppelt diese auf. Seit dem weicht ihm der Kater nicht mehr von der Seite, auch nicht im Bus oder auf seiner Arbeit als Straßenmusiker. Bevorzugt reist der Kater liegend auf dem Rucksack in seinem Nacken.
Katja hatte sich das Buch vor unsere Abfahrt gekauft und kurz vor Bayone durch. Sie übergab es mir zum wegwerfen. Dummerweise war das Buch so gut und die Geschichte von Bob dem Kater so spannend, das ich das Buch nicht wegwerfen wollte. Auf einer Reise wo jedes Gramm Gewicht zählt ist Papier reiner Luxus und erhöht.nur die Qualen. Trotzdem habe ich Bob, trotz unzähliger Aufforderungen, nicht entsorgt, sondern zu Fuß über die Pyrenäen getragen. Unterwegs wenn die Last übermäßig wurde, musste ich immer an das Buch und Bob denke, aber irgendwie war es so als würde der Kater auf meiner Schulter mitreisen.......
Wer mag kann einmal bei YouTube nach "Bob the big issue cat" suchen :)
In der Stadt habe ich natürlich zum dritten mal Mike getroffen, aber auch einen Bettler kennengelernt. Einen schwarz Afrikaner aus Nigeria namens Ralf. Ein bemerkenswert sympathischer Mensch mit dem ich mich bestimmt ein halbe Stunde unterhalten habe.
Die casa Paderborn ist ein bemerkenswerter Ort. Gerda und Andrea sind pensionierte deutsche die der Herberge eine Fürsorglichkeit und Wärme geben wie ich sie selten erlebt habe. Auch hier kann man gar nicht anders als Leute kennen zulernen. Den Abend habe ich mich mit dem 71 jährigen ExSoldaten Dieter und seinem 72 jährigen Freund Franz unterhalten. Gut das ich immer spät losgehe, mit diesen zwei alten könnte ich nie Schritt halten.....
Posted via Blogaway Pro
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