Samstag, 31. Mai 2014

Anreise

05:00 Los gehts 


Je 14,5 kg Gewicht pro Rucksack - wo auch immer die herkommen plötzlich. Der ist definitiv über Nacht schwerer geworden. Jetzt geht's erst einmal per Bus zum Hbf Darmstadt und dann per S-Bahn zum Hbf Frankfurt. Von dort weiter schlafen mit dem TGW.

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Erwartungen

Eine Zugfahrt die ist gemütlich, eine Zugfahrt die ist schön, eine Zugfahrt die ist langweilig.....



Ich glaube unser Zugabteil besteht zu einem Drittel aus Pilgern. Wenn man die Leute beobachtet, scheinen deren Motive so unterschiedlich wie Ihr Alter, Herkunft oder Ihre Herangehensweise an die Reise.
Und der Zug ist voll, voll mit Pilgern aller Arten.
Da sitzen z.B. ein Herr mit 2 Damen - alle um die 55 und die ca. 40jährige Tochter. Kleine Rucksäcke, Picollo zum Auftakt, Designerklamotten, teure Uhr und ein Pilgerführer. Alle 4 scheinen sehr ausgeglichen zu sein und in Ihrer inneren Mitte. Für diese scheint der Tripp ein Abenteuer auf Hohem Niveau, so wie andere der Ausflug in ein Sternerestaurant. Zwischendurch gab es Erdnüsse, plötzlich Stand da ein Teller mit Partytomaten, geschnittenen Äpfeln, aufgeschnittenen Brot, Käse und Fleischwurst....das nenne ich Pilgern. Allerdings frag ich mich gerade ob in deren kleinem Rucksäcken auch noch was anderes ist ausser Essen.....



Weiter vorne eine Gruppe mit gigantischen Rucksäcken und Zelt. Wenn ich überlege, das ich auch ursprünglich darüber nachdachte eines mitzunehmen....Irgendwie tun mir die Leute Leid, mit Ihren geschätzten 20kg auf dem Rücken. Alle wirken hektisch und leicht genervt. Was diese Leute wohl an Erwartungen haben ?
Hinter uns sind zwei bildhübsche junge Frauen zugestiegen und nur am giggeln. Interessanter Weise drehte sich das Thema nicht um Jungs sondern um ein Gespräch mit einem Moslem welches Sie wohl vor kurzem hatten, sowie die Unterschiede Ihrer Glaubensrichtungen. Überhaupt schienen diese nur Gott als Thema zu kennen....da sag noch mal einer die Kirche habe keinen Nachwuchs.

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18:00 fast geschafft


Bayone - 11 1/2h Zugfahrt. Ein kleines Städtchen. Typisch Französisch und voller Pilger die nach St. Jean Piet du Port wollen. Offenbar fährt nicht wie gedacht die Bahn dort hin sondern ein Bus. Wir sitzen jetzt in einem bis zum letzten Platz ausgebuchten Reisebus und am Bahnhof stehen immer noch rund 30 Pilger. Keine Ahnung was die jetzt machen.
Gut das wir so geplant haben das wir nich in die Hauptströme geraten. So sollte es kein Problem sein in dem vermutlich völlig überlaufenen St. Jean Port du Port eine Übernachtungsmöglichkeit zu finden....

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19:30 Ankunft

Endlich da. St. Jean Piet du Port. Mit unzähligen anderen Pilgern und dem erwarteten Dauerregen.



Leider gingen Katja ein Schuh kaputt. Natürlich gibt es weit und breit kein Schuhmacher. Erst einmal ein Bett besorgen. Kurzerhand entschieden wir uns heute Abend ein eigenes 2 Bett Zimmer zu nehmen mit Frühstück (€30,-) und ab Morgen in den Pilgeralltag einzutauchen.



Anschließend ging's noch mal ins Städtchen - und äh da war doch noch was ? Ahja der Stempel im Pilgerpass muss noch her. Glücklicherweise hatte das Pilgerbüro noch geöffnet und wir bekamen auch gleich noch eine Karte mit Wegbeschreibung für die erste Etappe.

Als wäre es ein Zufall hatte ich, bedingt durch die Hauruckation mit den Springerstiefeln,  2 Paar Schuhe dabei. So kann Sie ein paar von mir nehmen, bis Ihre repariert sind.

Morgen um 08:00 geht los zu Etappe 1.


Freitag, 30. Mai 2014

Der letzte Tag....

Das grauen hat einen Namen. Der letzte Tag vor der Abreise. Eigentlich sollte es "das letzte" heißen. Wochenlange Planungen, akribische Listen, unzählige Gedanken, alles perfekt vorbereitet und dann ist der da. Der letzte Tag. In der Theroie ist alles lange erledigt und man kann Ihn in Muße begehen und sich innerlich auf das bevorstehende einstimmen. Von wegen.

07:00 Aufstehen
Da war ja noch eine Liste mit ein paar Kleinigkeiten die ich noch besorgen wollte. Nichts besonderes. Badelatschen, ein Notizbuch, Oropax usw. Also so der Plan früh zum Real spaziert und der Tag ist frei.

Nun ist es aber so das ich mich an den Montag erinnerte und ich mangels Führerschein zu Fuss bei strömenden Regen 3,5km auf die Arbeit gelaufen bin. Dabei hatte ich die Möglichkeit meine neuen Trekkingschuhe bei Regen zutesten. Nun sollten man im allgemeinen davon ausgehen das addidas Trekkingschuhe - also Outdoorschuhe - mit irgendwas Gorotex ähnlichem nicht nur atmungsaktiv sondern auch halbwegs Wasserdicht sind. Waren Sie auch. Volle 2km.

Da aber für den Sonntag Dauerregen und arktische Temperaturen angesagt sind, muss die gesamte Packliste umgestellt werden. Nun hatte ich eh den Plan Waldlaufgeprüfte Sportschuhe als Reserve mit zu nehmen, allerdings der Gedanke in triefend Nassen Schuhen Stundenlang einen Berg hochzurobben gefiel mir irgendwie gar nicht. Also was tun ? Neue Schuhe ? Zu spät, zu teuer ! Alternativen ? Mhhh da waren doch noch die Springerstiefel von Andy. Ich kann mich gut erinnern das die irgendwann mal recht Wasserdicht waren. Eigentlich ein toller Stiefel. Gelenke perfekt geschützt, Rutschfest, 1a Stand, Geländetauglich, 2 kg schwer.... Autsch. Auch sehen die Sohlen übel abgelaufen aus. Noch dazu sind die gefühlt eine Nummer zu groß, was auch der Grund war warum ich mir überhaupt die wasserdichten adidas gekauft habe.

Also den Schuh anprobiert einmal um den Block gelaufen, perfekten Stand gehabt und perfekt blasenverdächtig im Schuh rumgerutscht. Mhhh ob da dicke Socken helfen ? Egal. Der Plan war gefasst. Ich starte mit meinen fast neuen 20 Jahre alten Springerstiefel aus zweiter Hand und nehme die adidas als Reserve mit.

09:00
Packen ich muss packen. Die Wohnung. Gott hier sieht es aus als hätte eine Bombe eingeschlagen und dann bekomme ich heute Abend schließlich Damen Besuch. Ich muss aufräumen. Putzen. Und was pack ich denn jetzt ein ? In den Pyränen ist es kalt und nass. Ich brauche einen Pulli. Gut das ich vorgeplant habe. Äh Moment , das ist mein bester Pulli der da bei den Packsachen liegt, den kann ich nicht mitnehmen. Außerdem braucht der ewig zum trocknen. Ich nehme eine Strickjacke. Ja perfekt. Nur welche. Die passt nicht zur Hose, die ist zu dünn, die zu weiß und die zu neu. Wobei soll ich wirklich 2 kg schwere Stiefel anziehen ? Aber der Regen. Gott sehen die Schuhe Scheiße aus. Die müssen zum Schuhmacher. Gut das im Real einer ist.
Nähzeug. Mist ich hab Nähzeug vergessen. Und was ist das. Das Voltaren ist fast leer. Und was ist wenn der wasserdichte Rucksack genauso wasserdicht ist wie die wasserdichten Schuhe ? Ich brauche Müllsäcke, Wiederverschließbare Gefrierbeutel ... Gott wo sind in diesem Haushalt die Sch... Müllsäcke.

11:00
Gut das der Real alles hat. Tolle günstige Badelatsche, toll günstige Kappen - nur leider nicht in meiner Größe. Egal wird trotzdem gekauft. Ich brauche ... oh Gott ich hab das Gefühl alles vergessen und übersehen zu haben.
Egal. Pullis. Hey die haben Jacken im Angebot die wie Pullis aussehen und noch dazu cool und noch dazu .... äh ne das letzte kann ich streichen. Natürlich nicht in meiner Größe. Aber da sind noch mehr, in groß und grün. Mhh. Giftgrüne Jacke auf militärgrüne Hose...egal nehm ich halt die blaue zu kleine. Seh ich zwar drin aus wie ne Presswurst aber egal.
Schuhmacher. Der Macht mir bestimmt in 10 min neue Sohlen. Als schwups hin und mich mit dem Schuhmacher angefreundet und ihn gefragt ob er Stiefel kurzfristig besohlen kann. Auf seine Rückfrage was ich denn unter kurzfristig verstehe habe ich dann kurz großzügig gelacht und im erklärt das eine halbe Stunde kein Problem für mich sein. Danach haben wir dann beide zusammen noch ein mal herzhaft gelacht und er erklärte mir das eine halbe Woche gerade so.......

Scheiße ich kann doch die Stiefel so nicht anziehen. Als vergessen wir die. Halt doch nasse Füsse bekommen.

13:00
Ich packe. Ich packe ein und dann wieder aus. Dann wieder neu ein und wieder um. Jeder Pilgerfüherer in dem steht das ein 35-40l Rucksack reicht sollte man gleich auf den Scheiterhaufen verbrennen. Ich habe einen 70l Rucksack + 10l top. Und der ist voll bis obenhin. Alleine ein Schlafsack nebst Isomatte, 2 Rollen Klopapier und ein Satz Schuhe. Man glaubt kaum was das für Raum einnimmt. Dann die 0,8 kg Hygiennemittel, die 0,7kg Arzneimittel.die noch immer ungeklärte Klamottenfrage.... die Technik....
Irgendwie hab ich es dann geschafft, der Rucksack war gepackt. Stolz wie Oskar komm ich nur auf 12,5 kg inkl. 15,l Wasser und Ersatzschuhen. Selbst wenn ich die Springerstiefel an den Nagel - sukzessive Rucksack - hänge und die Trekkingschuhe anziehe erreiche ich nur 13,5 kg. Ziel waren 12kg - passt also.

Die Springer, was mach ich nur. Mitnehmen, nicht mitnehmen. Ich entschied mich dann doch noch ein paar Schumacher anzurufen. Nach dem ich mit den ersten beiden ebenfalls herzlich gelacht habe, habe ich dann einen echten Schuhmacher gefunden in der Innenstadt. Kein Weichei wie Mr. Minit und co. und er braucht nur 3h. Perfekt. Nur wie komm ich dahin. Zu Fuss sind das ungefähr 5km. Auto hab ich keins. Ich kauf ein Fahrrad. Das ist die Lösung - oder auch nicht. 600 Euro sind dann doch zuviel. Aber ich brauchs und vor allem jetzt.

14:00
Ich sitze im Bus und mach das jetzt, ich lass die Springer neu besohlen und für das Größenproblem finde ich auch eine Lösung. Zur Not stopf ich Sie mit Zeitungspapier aus. An dieser Stelle sei einmal angemerkt, das es eine Wohltat ist mit einem Meister seines Faches zu reden. Der Schuhmacher sagte mir eine Besohlung in 2h zu und erklärte mir das in solchen Schuhen Einlagen reingehörten. Damit sei das Größenproblem dahin. Da sich 2h in der stadt überbrücken lassen, habe ich mich in ein Kaffe nach draußen in die nicht vorhandene Sonne gesetzt. Angezogen hatte ich ein T-Shirt und die zu kleine Jacke aus den Real die ich heute morgen kaufte. Sozusagen war ich jetzt winter und Pyrenänfest gekleidet. Schließlich hatte es in Darmstadt ebenfalls stolze 11 Grad und Wolken um mich auf das bevorstehende einzustimmen. An dieser Stelle sei gesagt - Danke Darmstadt. Nach 2h war ich völlig durchgefroren, was meine gepackten Rucksack inkl. aller Planungen erneut über den Haufen wirft.
Nach 2 1/2h übergab mir der Schuhmacher dann meine Stiefel mit strahlenden neuen Sohlen. Daraufhin strahlte ich und anschließend der Schuhmacher, als mir die Rechnung überreichte. Danach strahlte dann nur noch der Schuhmacher......

17:00
Katja kommt bald. Wohnung putzen, Schuhe wichsen, Listen machen, Rucksack zum 500en mal umpacken.....Egal....Langsam hab ich keinen Bock mehr. Also noch Schuhe wichsen, nicht putzen - sorry Katja. Und ich putzte die Schuhe - eine halbe Stunde lang bis diese Wasserdicht in einem tief matten schwarz mit meinen Fingern, Händen und Unterarmen um die Wette strahlten. Weil das alles so lustig war, putzte ich dann noch eine halbe Stunde weiter bis der natürlich Farbton von Händen und Armen langsam unter dem strahlenden schwarz hervorkam. Leider fand mein Bad das schwarz so toll das es gleich mitstrahlen wollte und ich im Anschluss meine liebe Not hatte, das Waschbecken davon zu überzeugen, das im weiß doch besser steht.

18:30
Katja kommt. Zum 3x für heute Einkaufen gehen. Wir haben gefühlt die Hälfte vergessen.

20:30 Als wir um halb neuen wieder zu Hause waren, folgten wir der Tradition und packten erst mal die Rucksäcke neu.

22:00 Der Rucksack ist nun zum letzten mal umgepackt und kann mit jetzt endgültig den Buckel runter rutschen. Naja oder idealerweise hängen bleiben wie er ist. Was jetzt noch nicht passt, passt halt nicht.


Warum muss es solche Tage geben ? Warum kann man den letzten Tag vor der Abreise nicht einfach überspringen. Man plant doch Tage vorher schon genug. Einfach Augen zu durchschlafen und dann ist es soweit.

So ich schreib mir jetzt noch die Zugdaten auf, kipp mir einen dicken Whiskey ein und geh ins Bett....

Donnerstag, 29. Mai 2014

Erstes Packen

Was nimmt man am besten alles auf eine Pilgerreise mit ? Am besten gar nichts. Denn alles was man dabei hat, hat Gewicht und muss über etliche km getragen werden. Ganze Bücher wurden mittlerweile darüber geschrieben, was praktisch ist und was nicht. Wenn man allen folgen möchte, sollte man sich am besten gleich einen Packesel anschaffen.
Aber mal im ernst. Einen Rucksack, paar Klamotten zum wechseln und ein Schlafsack reicht. Denkste. Neben der Kleidung gibt es noch tausend Kleinigkeiten.Wer kennt ihn nicht den Kulturbeutel der alleine schon 3 kg wiegt, von Wäsche waschen Medikamenten, tausenden Dinge die einen auf alle möglichen Kleinigkeiten vorbereiten mal ganz abgesehen. Essen will man ja auch was, das muss auch zubereitet werden, wie trockne ich Wäsche, oder wo verstau ich den Arztkoffer für ganzen Wehwehchen unterwegs...... Fragen über Fragen.


Im Grunde ist es ganz einfach. Je weniger Gepäck, desto weniger Gewicht, desto leichter die Tour. Einmal ganz davon abgesehen das es eine Höchstgrenze von 15 Kg gibt, die uns Ryanair vorschreibt. Als Mann ist das selbstverständlich kein Problem. Liebe Katja............

Rechnen wir doch einmal : Rucksack mit Schlafsack 4,5kg, Ersatzschuhe 0,6 kg, 2 Liter Wasser 2 kg, Tisch ....... macht nach Adam Riese viel zu viel, egal wie wenig es wiegt.

Kommen wir zur Kleidung. Spanien, Juni - fast Hochsommer. Jeder halbwegs normale Europäer denkt da gleich an Sonne und Sonnenbrände, kurze Hosen, Badelatschen und so weiter. Also schnell eine kurze Hose drei T-Shirts, 3 Sätze Unterwäsche geschnappt - mehr als bei einem Strand Besuch braucht man da auch nicht. Und Sand soll es ja im mediterranen Wüstenklima Spaniens angeblich auch geben, da es dort kaum regnet im Sommer.

Offenbar hat aber leider jemand vergessen dem spanischen Wetteramt mitzuteilen, was der gemeine Durchschnittseuropäer so über das Spanische Wetter im Juni denkt. Das zeigt nämlich gerade was es von Sommer, Sonne, Sand hält und holt einen in die Realität zurück. Und in der starten wir mitten in den Bergen, bzw. müssen diese überqueren. Wenn man sich mit den Pyrenän ein wenig beschäftigt, findet man heraus das dieser 450km lange Gebirgskamm mit rund 3500m Höhe nicht nur dünne Luft zu bieten hat, sondern auch ähnlich unbeständiges Wetter wie die Alpen.

Als ich gestern Abend die Wetterprognose von St. Jean Piet de Port studierte war klar : Morgens, Mittags, Abends , Nacht - Regen, Gewitter, Gewitter, Regen
Aber wie Vorhersagen nun mal so sind, kann es schließlich nur besser werden. Und es wird tatsächlich besser. Wir konnten uns steigern auf Regen, Regen, Regen, Regen.




Glücklicherweise passen die Temperaturen zu den üblichen Vorstellungen über Spanien. Allerdings frage ich mich gerade ob meine ursprüngliche Kleiderwahl den brütenden 11 Grad Höchsttemperatur angemessen ist. Irgendwie scheinen die Temperaturen der stetig steigenden Regenwahrscheinlichkeit zu trotzen und als Ausgleich täglich mehr zu fallen.....


Mittwoch, 28. Mai 2014

Vorbereitung(en)

Wie bereitet man sich auf eine solche Reise vor ? Am besten gar nicht, wie ich feststellen durfte.
Idealerweise nimmt man vorher noch ein paar Kilo ab um Gewicht zu sparen, beginnt monatelang vorher mit einem intensiven Sportprogramm und geht topfit und hochgerüstet in das Abenteuer.
Naja - soviel zur Theorie. Das intensive Sportprogramm wurde auch intensiv geplant. Leider aber auch genauso intensiv vernachlässigt. Dazu kommt das eine Schleimbeutelentzündung in der Schulter viele sportliche Aktivitäten bereits nach kurzer Zeit wieder beenden lies. Blieb also nur ab und an eine Runde im Wald joggen gehen. Leider war das Wetter nicht so auf meiner Seite. Unter der Woche abends nach der Arbeit fehlte die Muße und am Wochenende war es meist schmuddelig und kalt oder schwül und heiß. Wenn man dann doch mal den inneren Schweinehund besiegte, konnte man meist nur noch feststelle das es mit der Kondition stetig bergab geht. Als Ausgleich geht es dafür dann aber  mit dem Gewicht stetig bergauf.

Aber wer lässt sich davon schon unterkriegen. Je näher der Tag rückt desto großer der Bammel und damit die Motivation doch was zu tun. So kann ich nun 3 Tage vor Abreise sagen : "Den ganzen Trottel die da meilenweit durch Spanien latschen um sich Blasen zu laufen, bin ich deutlich voraus".
In weiser Voraussicht hab ich mir meine erste Blase nämlich schon heute gelaufen. So kann ich mir die Jammerei sparen, mir eben diese unterwegs auf dem camino einzufangen. Ich starte bereits mit Blasen. Und in guter Solidarität zu meinem Fuss macht sich auch gleich meine Schulter bemerkbar, die mir mal wieder unmissverständlich beibringt das Sie noch lange nicht geheilt ist.
So langsam bezweifele ich das meine ach so teuren Trekkingschuhe - addidas übrigens - wirklich so gut sind.

Im Prinzip ist die ganze Ausrüstung eigentlich schon zusammen, geplant und getestet. Ein neuer Rucksack, neue Schuhe, neuer Mut, neue Socken, neues Handtuch und und und...

Theoretisch kann kaum noch was schiefgehen......

Wie jeder gute Pilger hab ich natürlich auch alles brav vorher getestet.


Die größte Steigung mit unglaublichen 28m Höhenunterschied. Fast wie auf dem camino.


Der neue Rucksack war Klasse und nach 2h und 10 km durch den ebenerdigen Darmstädter Stadtwald war ich wieder zu Hause. Gott haben mir die Socken gequalmt. Interessanterweise waren die 15 vollen Wasserflaschen mit denen ich den Rucksack beschwert habe nicht so dramatisch wie ich dachte. Dafür musste ich aber feststellen, das Sportsocken für sowas völlig ungeeignet sind.

Bei der Tour kam mir auch die Idee zu diesem Blog. Warum ich das tue ? Weil schon immer einmal so was machen wollte und ich finde das sich sowas perfekt verbinden lässt - so denn die Technik mitspielt, die Handyakkus, der spanische mobile Internetzugang ..... irgendwie bin ich selbst gespannt ob ich von unterwegs, nur mit meinem Handy bewaffnet, diesen Bericht halbwegs vernünftig weiterführen kann. Wir werden sehen.

Als Halbinvalide kurz vorm Start ist das im Moment eh mein kleinsten Problem...........


Dienstag, 27. Mai 2014

Die Planungen

Santiago de Compostela. Das Ziel eines jeden, der den Jakobsweg bereisen möchte. Laut Regelwerk der Kirche gilt jeder reisende als Pilger, der die letzten 100 km zu Fuss nach Santiago zurücklegt. Passt doch. 2 Wochen Pilgern habe ich geplant, was rund 200-300 km an Strecke bedeutet die man absolvieren kann. Ebenes Gelände, gute Laufwege und eine Urkunde als Belohnung. Alles easy going und perfekt.

Leider lass ich plötzlich etwas von einem Jakobusfest welches am 14. stattfinden solle. Auch wurde gewarnt das zu dieser Zeit die Strecke völlig überlaufen sei und man in den refugios keine Unterkünfte mehr bekommt. Das war dann wohl doch nicht mehr so ganz perfekt.Der Gedanke an eine Menschen überlaufene Route und ewiges Gedränge bei den Unterkünften passte dann plötzlich gar nicht mehr zu meinem romantischen Bild von einer gemütlichen Spanien Durchquerung. Aber als cleveres Kerlchen erinnerte ich mich daran, das unser Freund Herr Kerkeling schließlich auch irgendwo in Frankreich gestartet ist. Und wenn der das geschafft hat.......
Außerdem machen das schließlich viele, das Sie die ganze Reise in 2 Teile splitten. Die perfekte Lösung war gefunden. Wir starten einfach in St Jean de Port / Frankreich und brechen nach Adam Riese irgendwo rund um Burgos / Spanien ab. Den 2ten Teil der Reise kann man auch ein ander mal in seinem Leben vollenden, wenn weniger trouble auf der Strecke ist..

Leider stellte sich die An und Abreise als alles andere als einfach heraus. Nach ewigen suchen und probieren war eine finanzierbare Lösung dann schließlich doch gefunden.

Abreise am Samstag den 31.05.2014 um 06:05 am Hauptbahnhof Darmstadt. Von hier gehts mit der S - Bahn nach Frankfurt Hbf und weiter mit dem TGW nach Paris Ost. Von Paris Ost gehts dann mit der Metro Linie 4 weiter nach Paris Montparnasse. Von dort wieder mit dem TGW nach Bayonne und von Bayonne mit der Buzmmelbahn nach St. Jean de Port. Ankunft 19:31. Easy, oder ?

Die Rückreise treten wir - so Gott und und die Blasenpflaster mitspielen - am Samstag den 14.06 per Flugzeug von Santander nach Frankfurt Hahn an. Ankunft in Hahn gegen 23:00. Kompliziert, oder ?

Und es wurde kompliziert. Die Bahntickets waren binnen kürzester Zeit alle gebucht, bezahlt und gedruckt.
Nicht so die Flugtickets. Wer je bei Ryainar gebucht hat kennt das vielleicht. Erst kommt keine Buchungsbestätigung. Tage später bucht man dann halt nochmal und hat plötzlich 2 Buchungen. Bezahlung per Kreditkarte geht nur bei jedem 5ten Versuch. Eine Hotline gibt es nur als 0900er Nummern und damit man auch einen Menschen ans Telefon bekommt, noch eine ganz besonders teuere Premium 0900'er Nummer (als wenn 49 Cent / Minute nicht schon Premiumwürdig wären). Weil das ganze so lustig ist, muss man Online einchecken um seine Flugtickets zu bekommen. Dumm allerdings wenn das nur ab einer Woche vor Abflug geht - also genau während wir durch Spanien humpeln. Da aber Ryanair nicht doof ist , hat man die Möglichkeit Sitzplätze zu reservieren - natürlich kostenpflichtig - um so schon vorher einzuchecken zu können. Dumm nur das deren Buchungssystem mal wieder keine Zahlung per Kreditkarte akzeptiert. Ein Schelm wer nun denkt es läge an der Visakarte. Die alternativ angebotene Kontoabbuchung geht natürlich genauso wenig......

Nachdem nun alles gebucht und fertig war - vom Onlinecheck in by Ryanair mal abgesehen - habe ich mir die Route dann doch noch einmal genauer unter die Lupe genommen und direkt bei der ersten Passagen an meiner geistigen Zurechnungsfähigkeit gezweifelt. Die ersten 150 km sind eine Pyrenäen Überquerung zu Fuss. Die erste Etappe startet in St. Jean de Port mit einer kleinen Steigung, welche dann leicht anzieht........4h lang. Insgesamt 27km mit 1250m Höhenunterschied und keine Zuflucht dazwischen. Wahnsinn.
Aber dafür entkomme ich schließlich dem Rummel um dieses Jakobsfest. Dachte ich. Als ich mich über dieses blöde Fest näher Informiert habe, das mir meinen gemütlichen Flachlandspaziergang verdorben hatte,war das entsetzen groß. Das Fest findet nicht am 14 statt sondern am 24ten. Und auch nicht im Juni sondern im Juli. Jeder kann sich doch mal verlesen, aber gleich so........

Größenwahn gepaart mit Blindheit - was soll da noch auf der Reise schiefgehen ^^

Montag, 26. Mai 2014

Vorgeschichte

Es war einmal vor längst vergangener Zeit.....eine Mutter welche meinte ich müsse unnnnbedingt "dieses" Buch lesen, weil es doch soooo köstlich geschrieben sei.....ein ruhiges Wochenende mit viel Zeit....und der Tragödie erster Teil nahm seinen Anfang.

So kam es.dann das ich vor 10 Jahren Haper Kerkeling's "Ich bin dann mal Weg. " las. Das Buch war gut, witzig geschrieben und spannend - ohne jede Frage. Wie man dann allerdings von einem Buch in grauer Vorzeit zu einem solchen Unterfangen kommt, ist mir selbst ein Rätsel. Irgendwie hat es sich festgesetzt, diese Geschichten von Leid, Grenzerfahrungen und ganz eigenen kleinen persönlichen Erfolgen. Ich weis nicht mehr ob mich die Abenteuerlust fasziniert hat, der Wunsch sich ein unvergessliches Erlebnis zu verschaffen oder doch die bei Kerkeling beschriebene Suche nach Gott und sich selbst.

Wie jeder gute "Abenteurer" verschlang ich dieses Buch an eben jenem Wochenende und fasste einen Entschluss: "Das machst du auch, das ist doch easy". Voller Tatendrang legte ich das Buch zur Seite und setzte diesen Entschluss in die Tat um. Halt so wie man das mit solchen Entscheidungen eben tut. Ich vergaß Sie genauso schnell wie ich Sie fasste.

Aber irgendwie blieb eben doch was hängen. Immer mal wieder kamen Gedanken auf, wie : "Das wäre doch mal ganz nett....." oder "son kleiner Spaziergang durch Spanien". Allerdings ist der Jakobsweg auf seiner Hauptroute von Frankreich aus doch stolze 750 km lang. Wenn man Tagesetappen von 20 - 25km rechnet, plus Pausen, sind das doch rund 6 Wochen die man einplanen muss. Wer zum Teufel will / kann  schon seinen ganzen Jahresurlaub auf einen Schlag nehmen. Ich nicht. Also vergessen wir das ganze wieder.

Meine - wer ist das schon. Der "heilige Jakobus", für den man wochenlang zu Fuß durch Spanien latscht, sich blasen holt,  nur um am Schluss eine modernen Ablassbrief einer mehr als Fragwürdigen Institution Namens Kirche zu bekommen. Gläubig bin ich nicht und mit Gott hab ich auch nicht wirklich was zu tun. Eigentlich ist mir sogar alles religiöse zu Wider. Also wozu das ganze. Sind doch eh nur Spinner, religiöse Fanatiker und durchgeknallte die sowas machen. Man muss sich das auch mal auf der Zunge zergehen lassen. Zu Fuss über die Pyränen. 750km Staub und Dreck auf Schusters Rappen. Sowas ist eindeutig nix für mich.

Hätte man mich doch nur vor ein paar Monaten an diese längst errungenen Weisheiten erinnert. Doch da kam er, dieser leidige Brief der besagte das ich meinen Führerschein 1 Monat abgeben müsse. Wer kann schon allen ernstes 1 Monat auf ein Auto verzichten, noch dazu als Vertriebler mit Außendiensteinsätzen ? Notgedrungen blieb mir also nichts anderes übrig als die Abgabe so weit wie möglich hinaus zu zögern und das ganze mit einem ungewollt langen Urlaub zu verbinden. 3 Wochen waren geplant und Juni der letztmögliche Monat.

Was macht man nun also mit 3 Wochen Urlaub ohne Auto und ohne groß Geld ? Richtig....... man kommt auf blöde Ideen. Neben vielen blöden Ideen wie "Radtour nach Holland", gab es noch mehrer geistige Entgleisungen, die mein wacher Verstand aber dann doch wieder rasch korrigierte. Die letzte Entgleisung hatte ich dann leider bei 2 Flaschen Rotwein. In einem Anfall geistiger Umnachtung beschloss ich : "Es wird der Jakobsweg. Hunderte KM lächerlicher sportlicher Herausforderung, ein stolzer tapferer Recke, der allen Widrigkeiten trotzt und nebenbei noch ein paar Kilo verliert....Bilder von romantische Landschaften..... nette Leute des Wegerandes...nebenbei noch ein wenig Selbstfindung, gepaart mit der Erleuchtung fürs Leben....."....naja eben all der Quatsch den man so im öligen Hirn vor sich hin fantasiert.

Dummerweise setzte in den nächsten Tag nicht die Vernunft ein, sondern ein unterschriebener Urlaubsantrag trieb die Idee voran. Damit wäre dann eindeutig bewiesen das Alkohol Gehirnzellen abtötet..... In großem Maße sogar.... Genaugenommen sterben dabei offenbar ganze Hirnregionen ab....
Anders kann ich mir  nicht erklären das ich kurze Zeit später Wanderschuhe gekauft habe. Ich, der in seinem ganzen leben noch keine 10km am Stück zu Fuss gegangen ist, geschweige denn das Wochenlang. Ich der ohne schlechtes Gewissen mit dem Aufzug in den ersten Stock fährt, ich.......

Die Wochen vergingen und das vorhaben dümpelte so vor sich hin, bis ich das Fräulein Katja mal wieder zu Gesicht bekam. Dummerweise erzählt Sie mir, das Sie just Anfang Juni 3 Wochen Urlaub hätte. Mit stolz geschwellter Brust erzählte ich natürlich sofort, das ICH den camino (Jakobsweg) bereisen werde. Naja, nicht den ganzen, sondern nur einen Teil, wegen der Zeit, aber Psssst. Natürlich wusste Sie was der Jakobsweg ist und war sofort Feuer und Flamme als ich dann nebenbei fragte ob Sie denn nicht mitkommen wolle.........
Tilt. Game Over. Das kleine Notausgangsbild im Hinterstübchen auf dem ich 3 Wochen am Strand der Darmstädter Woog liege und mir voller Inbrunst sage "Du hattest es immerhin ernsthaft vor gehabt", zerplatzte wie eine Seifenblase.......Mit einem Schlag wurde einem plötzlich bewusst - jetzt wird es ernst, jetzt gibt es kein zurück mehr. Du machst - und noch unfassbarer - willst das offenbar wirklich.

Der bekennende couch pottato mit der lauf und sportbegeisterten......
Bei dem Gedanken kommt mir unweigerlich eine Szene aus einem Frankreich Urlaub in den Sinn, als wir zu dritt abwechselnd eine gefühlte Ewigkeit unserer Lolli beim Federball bis zur Erschöpfung scheuchten. Bis zu unserer Erschöpfung versteht sich. Die doofe xxxx war noch nicht mal richtig geschwitzt.
Ich sach da nur "Wie die eine Schwester so die andere".

Und so begannen die konkreten Planungen .........