Freitag, 30. Mai 2014

Der letzte Tag....

Das grauen hat einen Namen. Der letzte Tag vor der Abreise. Eigentlich sollte es "das letzte" heißen. Wochenlange Planungen, akribische Listen, unzählige Gedanken, alles perfekt vorbereitet und dann ist der da. Der letzte Tag. In der Theroie ist alles lange erledigt und man kann Ihn in Muße begehen und sich innerlich auf das bevorstehende einstimmen. Von wegen.

07:00 Aufstehen
Da war ja noch eine Liste mit ein paar Kleinigkeiten die ich noch besorgen wollte. Nichts besonderes. Badelatschen, ein Notizbuch, Oropax usw. Also so der Plan früh zum Real spaziert und der Tag ist frei.

Nun ist es aber so das ich mich an den Montag erinnerte und ich mangels Führerschein zu Fuss bei strömenden Regen 3,5km auf die Arbeit gelaufen bin. Dabei hatte ich die Möglichkeit meine neuen Trekkingschuhe bei Regen zutesten. Nun sollten man im allgemeinen davon ausgehen das addidas Trekkingschuhe - also Outdoorschuhe - mit irgendwas Gorotex ähnlichem nicht nur atmungsaktiv sondern auch halbwegs Wasserdicht sind. Waren Sie auch. Volle 2km.

Da aber für den Sonntag Dauerregen und arktische Temperaturen angesagt sind, muss die gesamte Packliste umgestellt werden. Nun hatte ich eh den Plan Waldlaufgeprüfte Sportschuhe als Reserve mit zu nehmen, allerdings der Gedanke in triefend Nassen Schuhen Stundenlang einen Berg hochzurobben gefiel mir irgendwie gar nicht. Also was tun ? Neue Schuhe ? Zu spät, zu teuer ! Alternativen ? Mhhh da waren doch noch die Springerstiefel von Andy. Ich kann mich gut erinnern das die irgendwann mal recht Wasserdicht waren. Eigentlich ein toller Stiefel. Gelenke perfekt geschützt, Rutschfest, 1a Stand, Geländetauglich, 2 kg schwer.... Autsch. Auch sehen die Sohlen übel abgelaufen aus. Noch dazu sind die gefühlt eine Nummer zu groß, was auch der Grund war warum ich mir überhaupt die wasserdichten adidas gekauft habe.

Also den Schuh anprobiert einmal um den Block gelaufen, perfekten Stand gehabt und perfekt blasenverdächtig im Schuh rumgerutscht. Mhhh ob da dicke Socken helfen ? Egal. Der Plan war gefasst. Ich starte mit meinen fast neuen 20 Jahre alten Springerstiefel aus zweiter Hand und nehme die adidas als Reserve mit.

09:00
Packen ich muss packen. Die Wohnung. Gott hier sieht es aus als hätte eine Bombe eingeschlagen und dann bekomme ich heute Abend schließlich Damen Besuch. Ich muss aufräumen. Putzen. Und was pack ich denn jetzt ein ? In den Pyränen ist es kalt und nass. Ich brauche einen Pulli. Gut das ich vorgeplant habe. Äh Moment , das ist mein bester Pulli der da bei den Packsachen liegt, den kann ich nicht mitnehmen. Außerdem braucht der ewig zum trocknen. Ich nehme eine Strickjacke. Ja perfekt. Nur welche. Die passt nicht zur Hose, die ist zu dünn, die zu weiß und die zu neu. Wobei soll ich wirklich 2 kg schwere Stiefel anziehen ? Aber der Regen. Gott sehen die Schuhe Scheiße aus. Die müssen zum Schuhmacher. Gut das im Real einer ist.
Nähzeug. Mist ich hab Nähzeug vergessen. Und was ist das. Das Voltaren ist fast leer. Und was ist wenn der wasserdichte Rucksack genauso wasserdicht ist wie die wasserdichten Schuhe ? Ich brauche Müllsäcke, Wiederverschließbare Gefrierbeutel ... Gott wo sind in diesem Haushalt die Sch... Müllsäcke.

11:00
Gut das der Real alles hat. Tolle günstige Badelatsche, toll günstige Kappen - nur leider nicht in meiner Größe. Egal wird trotzdem gekauft. Ich brauche ... oh Gott ich hab das Gefühl alles vergessen und übersehen zu haben.
Egal. Pullis. Hey die haben Jacken im Angebot die wie Pullis aussehen und noch dazu cool und noch dazu .... äh ne das letzte kann ich streichen. Natürlich nicht in meiner Größe. Aber da sind noch mehr, in groß und grün. Mhh. Giftgrüne Jacke auf militärgrüne Hose...egal nehm ich halt die blaue zu kleine. Seh ich zwar drin aus wie ne Presswurst aber egal.
Schuhmacher. Der Macht mir bestimmt in 10 min neue Sohlen. Als schwups hin und mich mit dem Schuhmacher angefreundet und ihn gefragt ob er Stiefel kurzfristig besohlen kann. Auf seine Rückfrage was ich denn unter kurzfristig verstehe habe ich dann kurz großzügig gelacht und im erklärt das eine halbe Stunde kein Problem für mich sein. Danach haben wir dann beide zusammen noch ein mal herzhaft gelacht und er erklärte mir das eine halbe Woche gerade so.......

Scheiße ich kann doch die Stiefel so nicht anziehen. Als vergessen wir die. Halt doch nasse Füsse bekommen.

13:00
Ich packe. Ich packe ein und dann wieder aus. Dann wieder neu ein und wieder um. Jeder Pilgerfüherer in dem steht das ein 35-40l Rucksack reicht sollte man gleich auf den Scheiterhaufen verbrennen. Ich habe einen 70l Rucksack + 10l top. Und der ist voll bis obenhin. Alleine ein Schlafsack nebst Isomatte, 2 Rollen Klopapier und ein Satz Schuhe. Man glaubt kaum was das für Raum einnimmt. Dann die 0,8 kg Hygiennemittel, die 0,7kg Arzneimittel.die noch immer ungeklärte Klamottenfrage.... die Technik....
Irgendwie hab ich es dann geschafft, der Rucksack war gepackt. Stolz wie Oskar komm ich nur auf 12,5 kg inkl. 15,l Wasser und Ersatzschuhen. Selbst wenn ich die Springerstiefel an den Nagel - sukzessive Rucksack - hänge und die Trekkingschuhe anziehe erreiche ich nur 13,5 kg. Ziel waren 12kg - passt also.

Die Springer, was mach ich nur. Mitnehmen, nicht mitnehmen. Ich entschied mich dann doch noch ein paar Schumacher anzurufen. Nach dem ich mit den ersten beiden ebenfalls herzlich gelacht habe, habe ich dann einen echten Schuhmacher gefunden in der Innenstadt. Kein Weichei wie Mr. Minit und co. und er braucht nur 3h. Perfekt. Nur wie komm ich dahin. Zu Fuss sind das ungefähr 5km. Auto hab ich keins. Ich kauf ein Fahrrad. Das ist die Lösung - oder auch nicht. 600 Euro sind dann doch zuviel. Aber ich brauchs und vor allem jetzt.

14:00
Ich sitze im Bus und mach das jetzt, ich lass die Springer neu besohlen und für das Größenproblem finde ich auch eine Lösung. Zur Not stopf ich Sie mit Zeitungspapier aus. An dieser Stelle sei einmal angemerkt, das es eine Wohltat ist mit einem Meister seines Faches zu reden. Der Schuhmacher sagte mir eine Besohlung in 2h zu und erklärte mir das in solchen Schuhen Einlagen reingehörten. Damit sei das Größenproblem dahin. Da sich 2h in der stadt überbrücken lassen, habe ich mich in ein Kaffe nach draußen in die nicht vorhandene Sonne gesetzt. Angezogen hatte ich ein T-Shirt und die zu kleine Jacke aus den Real die ich heute morgen kaufte. Sozusagen war ich jetzt winter und Pyrenänfest gekleidet. Schließlich hatte es in Darmstadt ebenfalls stolze 11 Grad und Wolken um mich auf das bevorstehende einzustimmen. An dieser Stelle sei gesagt - Danke Darmstadt. Nach 2h war ich völlig durchgefroren, was meine gepackten Rucksack inkl. aller Planungen erneut über den Haufen wirft.
Nach 2 1/2h übergab mir der Schuhmacher dann meine Stiefel mit strahlenden neuen Sohlen. Daraufhin strahlte ich und anschließend der Schuhmacher, als mir die Rechnung überreichte. Danach strahlte dann nur noch der Schuhmacher......

17:00
Katja kommt bald. Wohnung putzen, Schuhe wichsen, Listen machen, Rucksack zum 500en mal umpacken.....Egal....Langsam hab ich keinen Bock mehr. Also noch Schuhe wichsen, nicht putzen - sorry Katja. Und ich putzte die Schuhe - eine halbe Stunde lang bis diese Wasserdicht in einem tief matten schwarz mit meinen Fingern, Händen und Unterarmen um die Wette strahlten. Weil das alles so lustig war, putzte ich dann noch eine halbe Stunde weiter bis der natürlich Farbton von Händen und Armen langsam unter dem strahlenden schwarz hervorkam. Leider fand mein Bad das schwarz so toll das es gleich mitstrahlen wollte und ich im Anschluss meine liebe Not hatte, das Waschbecken davon zu überzeugen, das im weiß doch besser steht.

18:30
Katja kommt. Zum 3x für heute Einkaufen gehen. Wir haben gefühlt die Hälfte vergessen.

20:30 Als wir um halb neuen wieder zu Hause waren, folgten wir der Tradition und packten erst mal die Rucksäcke neu.

22:00 Der Rucksack ist nun zum letzten mal umgepackt und kann mit jetzt endgültig den Buckel runter rutschen. Naja oder idealerweise hängen bleiben wie er ist. Was jetzt noch nicht passt, passt halt nicht.


Warum muss es solche Tage geben ? Warum kann man den letzten Tag vor der Abreise nicht einfach überspringen. Man plant doch Tage vorher schon genug. Einfach Augen zu durchschlafen und dann ist es soweit.

So ich schreib mir jetzt noch die Zugdaten auf, kipp mir einen dicken Whiskey ein und geh ins Bett....

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