So kam es.dann das ich vor 10 Jahren Haper Kerkeling's "Ich bin dann mal Weg. " las. Das Buch war gut, witzig geschrieben und spannend - ohne jede Frage. Wie man dann allerdings von einem Buch in grauer Vorzeit zu einem solchen Unterfangen kommt, ist mir selbst ein Rätsel. Irgendwie hat es sich festgesetzt, diese Geschichten von Leid, Grenzerfahrungen und ganz eigenen kleinen persönlichen Erfolgen. Ich weis nicht mehr ob mich die Abenteuerlust fasziniert hat, der Wunsch sich ein unvergessliches Erlebnis zu verschaffen oder doch die bei Kerkeling beschriebene Suche nach Gott und sich selbst.
Wie jeder gute "Abenteurer" verschlang ich dieses Buch an eben jenem Wochenende und fasste einen Entschluss: "Das machst du auch, das ist doch easy". Voller Tatendrang legte ich das Buch zur Seite und setzte diesen Entschluss in die Tat um. Halt so wie man das mit solchen Entscheidungen eben tut. Ich vergaß Sie genauso schnell wie ich Sie fasste.
Aber irgendwie blieb eben doch was hängen. Immer mal wieder kamen Gedanken auf, wie : "Das wäre doch mal ganz nett....." oder "son kleiner Spaziergang durch Spanien". Allerdings ist der Jakobsweg auf seiner Hauptroute von Frankreich aus doch stolze 750 km lang. Wenn man Tagesetappen von 20 - 25km rechnet, plus Pausen, sind das doch rund 6 Wochen die man einplanen muss. Wer zum Teufel will / kann schon seinen ganzen Jahresurlaub auf einen Schlag nehmen. Ich nicht. Also vergessen wir das ganze wieder.
Meine - wer ist das schon. Der "heilige Jakobus", für den man wochenlang zu Fuß durch Spanien latscht, sich blasen holt, nur um am Schluss eine modernen Ablassbrief einer mehr als Fragwürdigen Institution Namens Kirche zu bekommen. Gläubig bin ich nicht und mit Gott hab ich auch nicht wirklich was zu tun. Eigentlich ist mir sogar alles religiöse zu Wider. Also wozu das ganze. Sind doch eh nur Spinner, religiöse Fanatiker und durchgeknallte die sowas machen. Man muss sich das auch mal auf der Zunge zergehen lassen. Zu Fuss über die Pyränen. 750km Staub und Dreck auf Schusters Rappen. Sowas ist eindeutig nix für mich.
Hätte man mich doch nur vor ein paar Monaten an diese längst errungenen Weisheiten erinnert. Doch da kam er, dieser leidige Brief der besagte das ich meinen Führerschein 1 Monat abgeben müsse. Wer kann schon allen ernstes 1 Monat auf ein Auto verzichten, noch dazu als Vertriebler mit Außendiensteinsätzen ? Notgedrungen blieb mir also nichts anderes übrig als die Abgabe so weit wie möglich hinaus zu zögern und das ganze mit einem ungewollt langen Urlaub zu verbinden. 3 Wochen waren geplant und Juni der letztmögliche Monat.
Was macht man nun also mit 3 Wochen Urlaub ohne Auto und ohne groß Geld ? Richtig....... man kommt auf blöde Ideen. Neben vielen blöden Ideen wie "Radtour nach Holland", gab es noch mehrer geistige Entgleisungen, die mein wacher Verstand aber dann doch wieder rasch korrigierte. Die letzte Entgleisung hatte ich dann leider bei 2 Flaschen Rotwein. In einem Anfall geistiger Umnachtung beschloss ich : "Es wird der Jakobsweg. Hunderte KM lächerlicher sportlicher Herausforderung, ein stolzer tapferer Recke, der allen Widrigkeiten trotzt und nebenbei noch ein paar Kilo verliert....Bilder von romantische Landschaften..... nette Leute des Wegerandes...nebenbei noch ein wenig Selbstfindung, gepaart mit der Erleuchtung fürs Leben....."....naja eben all der Quatsch den man so im öligen Hirn vor sich hin fantasiert.
Dummerweise setzte in den nächsten Tag nicht die Vernunft ein, sondern ein unterschriebener Urlaubsantrag trieb die Idee voran. Damit wäre dann eindeutig bewiesen das Alkohol Gehirnzellen abtötet..... In großem Maße sogar.... Genaugenommen sterben dabei offenbar ganze Hirnregionen ab....
Anders kann ich mir nicht erklären das ich kurze Zeit später Wanderschuhe gekauft habe. Ich, der in seinem ganzen leben noch keine 10km am Stück zu Fuss gegangen ist, geschweige denn das Wochenlang. Ich der ohne schlechtes Gewissen mit dem Aufzug in den ersten Stock fährt, ich.......
Die Wochen vergingen und das vorhaben dümpelte so vor sich hin, bis ich das Fräulein Katja mal wieder zu Gesicht bekam. Dummerweise erzählt Sie mir, das Sie just Anfang Juni 3 Wochen Urlaub hätte. Mit stolz geschwellter Brust erzählte ich natürlich sofort, das ICH den camino (Jakobsweg) bereisen werde. Naja, nicht den ganzen, sondern nur einen Teil, wegen der Zeit, aber Psssst. Natürlich wusste Sie was der Jakobsweg ist und war sofort Feuer und Flamme als ich dann nebenbei fragte ob Sie denn nicht mitkommen wolle.........
Tilt. Game Over. Das kleine Notausgangsbild im Hinterstübchen auf dem ich 3 Wochen am Strand der Darmstädter Woog liege und mir voller Inbrunst sage "Du hattest es immerhin ernsthaft vor gehabt", zerplatzte wie eine Seifenblase.......Mit einem Schlag wurde einem plötzlich bewusst - jetzt wird es ernst, jetzt gibt es kein zurück mehr. Du machst - und noch unfassbarer - willst das offenbar wirklich.
Der bekennende couch pottato mit der lauf und sportbegeisterten......
Bei dem Gedanken kommt mir unweigerlich eine Szene aus einem Frankreich Urlaub in den Sinn, als wir zu dritt abwechselnd eine gefühlte Ewigkeit unserer Lolli beim Federball bis zur Erschöpfung scheuchten. Bis zu unserer Erschöpfung versteht sich. Die doofe xxxx war noch nicht mal richtig geschwitzt.
Ich sach da nur "Wie die eine Schwester so die andere".
Und so begannen die konkreten Planungen .........
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