Sonntag, 15. Mai 2016

Tag 10 - Abstieg nach Sarria

Ich kann gar nicht erwähnen wie kuschelig warm Spanien um die Jahreszeit ist.  Mollige 7 Grad hatte es heute morgen als ich um 7:30 los bin.



Die Herberge mit 86 Betten war völlig ausgelastet.  Mein Schlafsaal zählte 32 Betten. Kein Fenster war offen. Eins,  zwei kranke,  eins,  zwei Frostbeulen und sobald es auf war,  wars 5 min später wieder zu.  Der Mief und Sauerstoffmangel wird langsam zur Gewohnheit.

Ich merke mehr und mehr das ich eine Pause brauche.  In meinem Zeitplan ist extra ein Tag zwischen Leon und Santiago vorgesehen, da mir das schon vorher klar war.  Man belastet den Körper und Organismus enorm,  er passt sich auch brav an -   er braucht aber auch einmal Zeit zur Regeneration.
Ideal wäre dafür Sarria.  Eine 8.000 Einwohner Stadt mit 20 Herbergen. Allerdings ist die 27 km entfernt.  Hier starten auch alle Fußstapfen Pilger, da die Stadt nur noch 110km von Santiago entfernt liegt. Die Compostela bekommt man,  wenn man min.  die letzten 100km zu Fuß reist.

Ich hab jetzt 700m Abstieg vor mir,  dann 200m Aufstieg und dann wieder 400m runter.  Alles im Achterbahnstil.

Die Muskeln gehen mittlerweile wieder aber das Sprunggelnk hat sich bereits nach ein paar km wieder gemeldet.  Der Boden ist meist sehr unebenen.  Der Fuss muss permanent ausgleichen und seitlich sind nunmal keine dicken Beinmuskeln. Die ersten 9km gingen noch halbwegs.  Der Weg selbst ist vergleichsweise einfach,  gegenüber den vorherigen.






Zum Glück kam doch noch die Sonne raus um sich mit mir zu versöhnen.  Es ist immer wieder interessant zu sehen wieviel liebevoll hergerichtet spendenbasierte Versorgungsstationen es gibt. Die Landschaft und der Ausblick,  kann man auch nur als atemberaubend einstufen.  Einfach herrlich. Da macht Pilgern Spass.












Ausstellung eines Britischen Malers und Gebetsraum am Jakobsweg.



850 jährige Kastanie

Unterwegs treffe ich immer wieder bekannte Gesichter und lerne neue kennen. Zwischendurch bin ich mit einer Gruppe Australier marschiert,  die ganz lustig war.  Nebenbei hab ich gestern hier die erste Russin kennen gelernt - damit ist Europa fast komplett.  Mann kann gar nicht anders als hier Leute kennen zu lernen. Zu Abend essen ich grad mit 7 Fläminen.



Der Abstieg wurde zur Qual.  Ca 7km vor Sarria war ich kurz vorm aufgeben.  Die Füsse taten Sauweh.  Was genau?  Keine ahnung,  mittlerweile alles -  spürt man wenigstens das Gelenk nicht.  Eigentlich wollte ich aufgeben für heute aber die Aussicht mir ein Hotel zu gönnen und morgen auszuschlafen war zu verlockend. Und ohne Fleiß kein Preis.  Irgendwie hab ich mich dann noch bis nach Sarria geschleppt. Das war kein Spaß mehr. Abwärts jogge ich langsam mit Trippelschritten,  wie mir es Olga beibrachte.

Als ich mit Ihr ging sind wir joggend im Trippleschritten hintereinander im gleichgang jeden Abhang runter.  Muss man dich von der Bewegung wie zwei hintereinander gleichfahtende Züge vorstellen,  mit den Armbewegungen. Ein Bild zum schiesen. Selbst die Einheimischen haben nur mit dem Kopf geschüttelt.

Das hilft weil man nur minimal bremst und viel Energie aus den Oberschenkel benutzt.  Aber die Füsse kotzen.

Ca. 800m nach dem Ortseingang hab ich auch das erstbeste Singlezimmer genommen das ich gefunden habe.  35 Euro.  Preis /Leistung (eigentlich)  sehr gut. Eigenes Bad,  Heizung,  Kamin im Vorraum,  Doppelbettzimmer für mich alleine,  liebevoll modern eingerichtet.




Notiz an mich selbst : Lerne endlich aus Fehlern.  Nie,  nie,  nie,  nie auch nur auf die Idee kommen Wäsche mit der Hand zu waschen. Du und Handwäsche sind inkompatibel,  in keinen logisch sinnvollen Zusammenhang zu bringen.

Als ich mein Zimmer bezogen und eine Stunde vor mich hinvegetiert habe,  wollte ich Duschen.  Fazit ich kann kaum noch laufen.  Da die Dusche geräumig war,  dachte ich man könnte ja auch noch die Wäsche des Tages unter der Dusche reinigen.
Gesagt getan.  Nach einer schönen Dusche und einer Hand-Katzenwäsche, landeten die Klamotten im Waschbecken zum austropfen.  Was ich nicht gesehen habe ist,  das der Duschvorhang unten keine Fixierung hat und schnell aus der Dusche raushängt. Bei der vielen heftigen Bewegung beim Wäsche waschen also immer.

Das Bad war überflutet und damit es nicht langweilig wird mein Zimmer gleich mit.  Und zwar richtig.
Es hat sage und schreibe 45 min gedauert bis alle Möbel verrückt und mittels Handtuch die Wassermassen wieder eingesammelt waren.



Mittlerweile dürften es mir nach einem richtigen Steak.  Die kennen sodas nicht hier.  Ich bin in der Fleisch / Rind / Steak Region Spaniens.  Die ist angeblich Weltberühmt.  Ich bekomm hier kein anständiges Steak.



Das Teil ist hauchdünn und sollte wohl mal ein T-Bone Steak werden wenn's erwachsen wird.  Jedenfalls sind die Knochen dazu drin.  War wohl ein Babylon.
Hier ist alles nur auf Kohlenhydrate und schnellen Zucker ausgelegt,  alla Weißbrot und Schokocroissant.
Die Pilgermenüs sind alle Klasse gekocht. Echte Hausmannskost,  frisch zubereitet,  meist aus frischen Lebensmitteln.  1a.  Aber meist auch vegetarisch.  Die Suppen der letzten Tage -  ein Traum. Eine kulinarische Höchstleistung zum kleinen Preis.  Aber dann folgt immer Paella oder Pasta.  Es könnte ja ein Vegetarier versehentlich dabei sein.

Ich kann es nicht mehr sehen,  ich brauch Eiweiß,  kein Zucker. Eier,  Fleisch,  Fisch,  mehr Fleisch und so weiter...  Hab ich Steak schon erwähnt?


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