Nachdem wir gestern einen Kampfmarsch durch brütende Hitze hatten, beschlossen die Damen heute (noch) eine Stunde früher aufzustehen. Nach einhelliger Zustimmung ging es dann um 06:45 los.
Direkt mehrere Km nur steil bergauf. Es war kalt und neblig und man hat geschwitzt ohne Ende.
Ein eher bescheidenes Frühstück später ging es dann weiter.
Es gibt auf dem Weg immer wieder kleine Ort, Refugios und Auberginen welche durch Kirchen und Jakobusgesellschaften betrieben werden. Diese bilden mittlerweile eine echtes Highlight auf dem Weg. In einer solchen pausierten wir. Betrieben wurde Sie aus den USA mit lauter Freiwilligen. Diese dürfen dort 1-2 Wochen bei freier Kost und Logi arbeiten. Es waren in dieser winzigen Herberge rund 10 Amerikaner die frohe Laune und Stimmung verbreitet haben. Alles hat dort einen religiösen Hintergrund - wie z. B. eine Ecke in der man Bittzettel anbringen kann, wofür die Voluntärs jeden Abend beten mögen.
Leider hat es das Wetter nicht so gut mit uns gemeint. Auch wenn die Kühle irgendwann sehr angenehm war, so hätte man sich den einsetzenden Regen sparen können
(Danke an Microsoft und Billgates, sowie an Larry Page von Google, die beide eine Regenwahrscheinlichkeit von 4% vorausgesagt hatten).
Es regnete und es regnete nicht zu knapp. Stundenlang wie Bindfäden.
In dieser Wasserschlacht ging es weiter bis zu unserem Primärziel nach 17,5 km - Palas de Reise - welches wir gegen 3 erreichten.
Auf dem Weg merkt einjeder sehr schnell wie Fit er ist und wie weit er gehen kann. Wo liegen die eigenen Grenzen und ab wann ist man zwangsläufig im Kampfmodus. Bei Doris z. B. ist es so, daß Sie rund 12 - 15km laufen kann bis Sie anfängt zu kämpfen. Bei rund 17-18km liegt die absolute Schmerzgrenze. Nach einer kleinen Beratschlagung und (Doris) Ehrgeiz, den ich in der Form noch nie bewusst erlebt hatte, beschlossen wir weiterzugehen.
Bereits nach mehreren hundert Meter merkte man das die physischen Grenzen deutlich erreicht waren. Trotzdem erreichten wir 3,5km später die nächste Herberge.
Im Nachgang habe ich mich geärgert nicht einfach abgebrochen zu haben. Im Nachgang war es das beste was wir tun konnten. Der Camino zeigt ein jedem über kurz oder lang seine Grenzen auf - aber auch das man diese Überschreiten kann, das man zu Leistungen fähig ist jenseits der Schmerzgrenze. 21km haben wir geschafft. Für Tanja und vor allem Doris ein persönlicher Distanzrekord, welcher mit unbändigen Willen - aber auch viel Schmerz - erkämpft wurde.
Belohnt wurden wir mit einer absolut einmaligen Herberge und Betreiber, irgendwo im nirgendwo. Keine Autos auf der Dorfstrasse, dafür aber freilaufend Hühner (Peter) und ein paar alte Einheimische. Da nur noch Hochbetten frei waren, bekam Doris extra ein nagelneues Beistellbett aufgebaut und ein Hochbett wurde blockiert, damit der Raum nicht zu voll wird. Absolut nicht normal. Sie ist Spanierin, er ist Rumänen. Beide führen die Herberge mit viel Herz und Liebe. Es gab auf dem Klavier ein paar Stücke (Sie hat Operngesang studiert) und zum Schluss ein gemeinsames Abendessen mit allen Pilgern. Für meine Biere (ich saufen mich noch zu tote an dem Zeug) und wieder einer Flasche Rotwein zum Abendessen, gab ich 3 Euro Trinkgeld. Das Ergebnis war eine freie Auswahl für mich und Tanja an der Bar.........