Montag, 19. Juni 2017

Tag 8 - Urlaub nehmen Santiago

Ausschlafen. Endlich ausschlafen. Danach ein gutes Frühstück und der Tag kann kommen. Santiago hat einiges zu bieten. Allen voran unzählige Cafés, Restaurants und Bars. Unsere Compostela haben wir uns gestern schon besorgt, so daß wir keinerlei Verpflichtungen mehr hatten.



Den Tag über besuchten wir die Kathedrale,  viele kleine Shops und unzählige Bars / Cafés.


Besonders hervorzuheben sind de lokalen Tapas Bars, welche unzählige kleine Köstlichkeiten als Fingerfood servieren - was in Kombination auch eine Menge ist. Unsere geplante Vorspeise bevor wir Paella essen gehen, entwickelte sich zur Hauptspeise die wir nicht mal ganz packten.


Gegen Abend fand vor neben der Kathedrale noch ein fantastisches kostenfreies Konzert statt, welches den Abend in eine unerwartete Bahn lenkte und einen perfekten Abschluss bildete.



Sonntag, 18. Juni 2017

Tag 7 - Ankunft in Santiago

Heute morgen gab es zur Abwechslung Frühstück in der Herberge, da komplett unklar wahr ob es noch Einkehrmöglichkeiten gibt. Die Restdistanz ist noch 11km und wir wollen vor der Mittagssonne da sein. Selbst auf den letzten Meilen hat der Weg noch sehr schöne Stellen. 


Was man auf dem camino mehrfach sieht, sind mit Kreuzen behangen Zäune. Ein Weg mit dem Pilger Ihrer verstorbenen Gedenken.


Die Kathedrale war schneller erreicht als Gedacht. Auch wenn alles wehtun je Näher man kommt, desto schneller und motivierter ist man.

Und dann ist man da, auf dem Platz vor der Kathedrale und man spürt den Stolz, wozu all die Schmerzen und die Qualen die der Weg bereitet gut waren. Plötzlich sind Sie vergessen, wie von einer unsichtbaren Hand weggefegt....






... bis man dann wieder aufstehen muss......

Da wir in Rekordzeit da waren, könnten wir auch die 12:00 Uhr Pilger Messe besuchen. Man versteht kein Wort, da alles auf Spanisch ist aber es ist immer wieder ein bewegender Moment.


Viele Orte hier strahlen eine eigene Form von mystischer Energie aus - nicht nur die cathedrale.

Das Hotel und die Dusche waren ein Traum, genauso das Nickerchen bei erdrückenden 36 Grad.



Gegen Abend ging es dann zum Abendessen und quer durch alle Bars. 


Wer allerdings glaubt hier abnehmen zu können kennt die spanische Küche nicht - und noch weniger deren Bars. Bei jedem Trink gibt es fingerfood, der ein kleine Mahlzeit ersetzen könnte. 

Fresalien die man umsonst bekommt wenn man 3 Cola bestellt

Pilgerlike, ging es dann gegen 23:00 vollgefressen und vollgesoffen wieder ins Hotel. 

Samstag, 17. Juni 2017

Tag 6 - Nach Lavacolle

Nach der Luxusnacht ließ ich heute die Damen ziehen. Hier macht sich langsam akuter Schlafmangel bemerkbar.



Der Rhythmus der letzten Tage war immer der selbe. Mitten in der Nacht aufstehen. 3-6 km zum Frühstück gehen, weiter bergauf bergab.  Am Nachmittag einkehren, Duschen, (Nickerchen viel diesmal weitestgehend immer aus), mit Leute unterhalten, Essen gehen, ins Bett Rollen, Schlafen und x-mal die Nacht von irgendwas geweckt werden,

Doris ist noch maltretiert von der gestrigen Etappe, kam aber nach dem Frühstück wieder gut in Fahrt. Wir lassen Sie öfters mal alleine vorgehen, was diese mit einem Run auf der Zwischenetappe quittiert. Kaum noch hinterher zu kommen. Für heute sind bereits 33 Grad angesagt und wir erreichten eine Herberge nach 17,5km in einem Kaff Namens Lavacoll - 10,5km vor Santiago.




Auf dem Weg nach Lavacoll passierten wir bei der Flughafenumrundung die Stadtgrenze von Santiago, welche rund 15km ausserhalb des Zentrums liegt.  Für Pilger ist des eine denkwürdigen Stelle, da Sie das unmittelbar absehbare Ende der Reise markiert. Viele Pilger nehmen einen Stein mit auf den Weg, in welchen Sie Ihre Probleme und Sorgen hineinprojezieren. Diese tragen Sie wie ein Päckchen auf dem weg des Lebens mit sich. Sobald der innere Punkt erreicht ist, diese loszulassen, leg man den Stein nieder, um die Sorgen auf dem Weg zurückzulassen. Wir legten unsere an der Stadtgrenze ab.




Leider war der Ort nicht so wirklich auf Pilger ausgelegt. Die Küchen der Bars schlossen gegen 6 und die Restaurants öffneten Landestypisch gegen 8. Glücklicherweise erklärte sich Tanja bereit zu kochen, so das es Abends leckere Pasta und Salat gab.

Freitag, 16. Juni 2017

Tag 5 - Nach Salcede

Heute ging es wieder sehr sehr sehr sehr früh los.


Allerdings mussten Entscheidungen getroffen werden. Unser primäres Tageszeitung war Melide in 13km. Wären wir dort geblieben hätten wir am Freitag eine 14km Etappe nach Perouzu gemacht und am Samstag eine 20km bis nach Santiago, was den Gelenken, Füssen und Knochen gut getan hätte. Leider wurden für Freitag 33 und für Samstag 36 Grad gemeldet. Eine 20km Etappe hätte ein Hitze Schlacht am Nachmittag bedeutet.

Von daher ging es erst einmal Frühstücken, nach 3km Fussmarsch.



Der Weg war sehr Anspruchsvoll. Es ging permanent bergauf und bergab. Nicht sehr hoch/tief aber Teils steil und dafür im stetigen Wechsel. Für maltretierte Gelenke und Knochen wie bei Doris Gift. Als wir nach 11km dann in Melide ankamen waren wir alle entsprechend Platt.




Trotz allem gingen wir weiter. Die zu erwartende Hitzeschlcht am Samstag war Antrieb genug. Doris hatte allerdings doch sehr zu kämpfen. Der Ehrgeiz war da, auch die Aussicht frühzeitig in Santiago anzukommen und dort noch eine erholsame Zeit zu haben. Der Zeitdruck wird allerdings durch die Flugticket aufgebaut, welche nicht veränderbar sind. Meines Erachtens hätte es auch gelangt, wenn wir am Sonntag in Santiago eingelaufen wären - allerdings kenne ich auch schon alles vom letzten Jahr.




Der Kompromiss war eine Luxus Pension in Salceda mach 19,5km.  Unterwegs ging es sehr schön weiter aber eben auch anspruchsvoll. Leider war ein Pausenpunkt  "The Wall of Wisdom" unbesetzt. Letztes Jahr war hier ein Massenauflauf, da es sich um eine der bekanntesten von freiwilligen betriebenen Stationen überhaupt handelt. Ich erinnere mich noch an die Hängematten für die Duchreisenden.......


Mit letzten Kräften kamen letztendlich alle an. Ich ging vor und machte alles klar. Die Herberge / Pension war der Hammer. Frisch renoviert, eigenes Bad, eigenes Zimmer und mit die beste Küche die ich je auf dem Camino erlebt habe.,






Auch Leute die wir flüchtig auf dem Weg bereits kennen gelernt haben trafen wir wieder, wie die Taiwanesin Lee - aber auch neue Gesichter wie Simone aus Stuttgart, die den Camino in Rekordzeit mit Ihren 55 Jahren läuft (25 Tage).




Donnerstag, 15. Juni 2017

Tag 4 - Nach Boente

Heute ging es (fast) einstimmig um 06:45 los.


Dafür wurden wir mit einen wunderschönen Sonnenaufgang belohnt auf einer sehr schönen Strecke.





Nach dem gestrigen Gewaltmarsch war eigentlich nur eine 12km Strecke geplant. Allerdings kamen wir sehr gut voran und das Terain war auch sehr Pilgerfreundlich.




Insgesamt liefen wir 17,5km bis wir in Boente ankamen. Da der Camino immer voller wird lief ich voraus um eine Herberge zu suchen und zu reservieren. Zum Glück, als ich um halb drei ankam war Sie fast ausgebucht. Leider war Sie nicht das gelbe vom Ei und voll auf Kommerz ausgelegt. Sprich völlig überfüllt. Wie Doris es hinbekommen hat, heute überhaupt und vor allem so flott und fit dort anzukommen ist mir ein Rätsel.....







Dienstag, 13. Juni 2017

Tag 3 - Kampfmarsch nach San Xuan

Nachdem wir gestern einen Kampfmarsch durch brütende Hitze hatten, beschlossen die Damen heute (noch) eine Stunde früher aufzustehen. Nach einhelliger Zustimmung ging es dann um 06:45 los. 


Direkt mehrere Km nur steil bergauf. Es war kalt und neblig und man hat geschwitzt ohne Ende. 



Ein eher bescheidenes Frühstück später ging es dann weiter. 



Es gibt auf dem Weg immer wieder kleine Ort, Refugios und Auberginen welche durch Kirchen und Jakobusgesellschaften betrieben werden. Diese bilden mittlerweile eine echtes Highlight auf dem Weg. In einer solchen pausierten wir. Betrieben wurde Sie aus den USA mit lauter Freiwilligen. Diese dürfen dort 1-2 Wochen bei freier Kost und Logi arbeiten. Es waren in dieser winzigen Herberge rund 10 Amerikaner die frohe Laune und Stimmung verbreitet haben. Alles hat dort einen religiösen Hintergrund - wie z. B. eine Ecke in der man Bittzettel anbringen kann, wofür die Voluntärs jeden Abend beten mögen. 



Leider hat es das Wetter nicht so gut mit uns gemeint. Auch wenn die Kühle irgendwann sehr angenehm war, so hätte man sich den einsetzenden Regen sparen können



 (Danke an Microsoft und Billgates, sowie an Larry Page von Google, die beide eine Regenwahrscheinlichkeit von 4% vorausgesagt hatten). 
Es regnete und es regnete nicht zu knapp. Stundenlang wie Bindfäden. 



In dieser Wasserschlacht ging es weiter bis zu unserem Primärziel nach 17,5 km - Palas de Reise - welches wir gegen 3 erreichten. 
Auf dem Weg merkt einjeder sehr schnell wie Fit er ist und wie weit er gehen kann. Wo liegen die eigenen Grenzen und ab wann ist man zwangsläufig im Kampfmodus. Bei Doris z. B. ist es so, daß Sie rund 12 - 15km laufen kann bis Sie anfängt zu kämpfen. Bei rund 17-18km liegt die absolute Schmerzgrenze. Nach einer kleinen Beratschlagung und (Doris) Ehrgeiz, den ich in der Form noch nie bewusst erlebt hatte, beschlossen wir weiterzugehen. 
Bereits nach mehreren hundert Meter merkte man das die physischen Grenzen deutlich erreicht waren. Trotzdem erreichten wir 3,5km später die nächste Herberge. 



Im Nachgang habe ich mich geärgert nicht einfach abgebrochen zu haben. Im Nachgang war es das beste was wir tun konnten. Der Camino zeigt ein jedem über kurz oder lang seine Grenzen auf - aber auch das man diese Überschreiten kann, das man zu Leistungen fähig ist jenseits der Schmerzgrenze. 21km haben wir geschafft. Für Tanja und vor allem Doris ein persönlicher Distanzrekord, welcher mit unbändigen Willen - aber auch viel Schmerz - erkämpft wurde. 




Belohnt wurden wir mit einer absolut einmaligen Herberge und Betreiber, irgendwo im nirgendwo. Keine Autos auf der Dorfstrasse, dafür aber freilaufend Hühner (Peter) und ein paar alte Einheimische. Da nur noch Hochbetten frei waren, bekam Doris extra ein nagelneues Beistellbett aufgebaut und ein Hochbett wurde blockiert, damit der Raum nicht zu voll wird. Absolut nicht normal. Sie ist Spanierin, er ist Rumänen. Beide führen die Herberge mit viel Herz und Liebe. Es gab auf dem Klavier ein paar Stücke (Sie hat Operngesang studiert) und zum Schluss ein gemeinsames Abendessen mit allen Pilgern. Für meine Biere (ich saufen mich noch zu tote an dem Zeug) und wieder einer Flasche Rotwein zum Abendessen, gab ich 3 Euro Trinkgeld. Das Ergebnis war eine freie Auswahl für mich und Tanja an der Bar......... 

Montag, 12. Juni 2017

Tag 2 - Dejavu in Gonza

6:30 Aufstehen. Die Zeit ist einfach unchristlich im Urlaub. Heute morgen waren alle erstaunlich Fit. Steif wie ein Brett aber fit.
Alles erfahrener Pilger schlug ich vor erst einmal ein paar km zu laufen bevor wir zum Frühstück einkehren.



Was von meinen Mitpilgern euforisch und (fast) ohne Wiederworte angenommen wurde.

Leider hatte ich den Weg wesentlich flacher und einfacher in Erinnerung, was ich auf meine Bergüberquerung letztes Jahr zurückführe. Im Vergleich dazu war es flach oder besser gesagt "tiefer" oder "näher an Meeresniveau", es geht nicht mehr so weit hoch. Leider geht es dafür permanent hoch und runter. Immer Steil. Ohne Ende. Hoch und runter. Runter und wieder hoch.



Immer und immer wieder. Auch wenn wir bis zum ersten großen Stopp in Portomarin gut durchkamen, hat der Weg doch enorme Ressourcen gekostet.




Unterwegs treffen wir immer wieder auf zwei Damen aus Kanada und Belgien und landen in den selben Herbergen. Letztere ist stolze 75.
Insgesamt scheint der Altersschnitt ziemlich hoch zu sein. Viele Leute würde ich im beginnenden Rentenalter einordnen. Eigentlich sogar die meisten. Wie immer kunderbunt gemischt aus aller Welt, so wie man es vom Camino erwartet.




Der Camino wäre auch nicht der Camino, würde er uns nicht nach der Mittagspause mit einer neuen Herausforderung begrüßen. Einen schönen ewig langen steilen Aufstieg auf den nächsten Hügel. Das Training in Deutschland war nix dagegen - quasi fürn Arsch.

Nach einer Weil gingen dann nicht nur Tanja sondern auch mir langsam die Kräfte aus. Man kann sich ausmalen welche Leistung Doris erbracht hat. Tapfer aber auch völlig geschlaucht haben wir dann den Tag in Gonza beendet. Nicht ganz unsere geplante Tagesetappe, aber die 18km hatten es echt in sich.



Gonza ist ein kleines Nest mit vielleicht 50 Einwohnern und 2 Herbergen Mitten im nirgendwo am Arsch der Welt.





Wer denkt auf dem Camino nimmt man groß ab, weil man sich den ganzen Tag bewegt, der hat die Rechnung ohne die spanische Küche, Bier und Wein gemacht.

Für 10 Euro gibt es hier ein 3 Gänge Menü. Hausgemacht - inkl. Einer Flasche Wein. Für € 1,5 ein fantastisches Bier.

In diesem Sinne - Prost