Samstag, 14. Juni 2014

Tag 14 - Der letzte Tag - Gedanken




Heute ist Abreise Tag. Um 11h geht unser Bus nach Santander. Wenn alles gut geht sind wir um 1 dort und können den restlichen Tag ausklingen lassen. Bis 19:00 möchte ich am Flughafen sein und bis
20:30 müssen wir eingecheckt haben.
Heute Morgen beim Kaffee hab ich tatsächlich noch mal den verrückten Franzosen getroffen und direkt auf einen Kaffee verhaftet.
Keiner von uns will heim. Mit dem Rucksack auf dem Rücken und den Wanderschuhen an, ist der ganze Körper auf marschieren eingestellt. Gefühlt könnte ich unendlich laufen wären da nicht an den Füssen die beiden - aber das hatten wir ja schon.

Elena, Kim, Franzi, Bernhard, Xavier und all die vielen anderen werde ich vermissen. Menschen, denen man nur einen Moment begegnet und ein gefühltes halbes Leben kennt. Hier kann ein jeder seine Aura entfalten. Frieden, Hilfsbereitschaft und ein Völker übergreifendes ziel. Hier findet man einen Frieden den man sich anderswo bestenfalls traut zu wünschen.
Der camino ist das Abbild eines Lebens. Man hat viele Abzweigungen, Schmerzen und Hindernisse. Freud und Leid liegen dicht beieinander. Aber, wenn man seinem/dem Pfad folgt und nicht aufgibt, kommt man unweigerlich ans Ziel. Menschen treten in dein Leben, begleiten dich eine Weile und verschwinden wieder im.nichts. Freundschaften entstehen und vergehen. Manche halten über den camino hinaus. Ein Leben im Zeitraffer.
Was es heißt am Ende des Weges des Lebens anzukommen, kann ich nicht erfassen, genauso wenig wie das Ende der Reise auf dem camino. Ein jeder lässt etwas auf dem Weg zurück und findet neues. Eine Metamorphose beginnt.
Wie mag es sein den Weg zu beenden ?
Wie mag es sein Jahre später den Weg noch einmal zu gehen - ist es eine Wiedergeburt ?
Unterwegs hat mich ein Lied von brunuh ville begleitet und mir in schweren Stunden Kraft gegeben. Der Titel passenderweise "rebirth" -zu finden in YouTube. Die Seele entspannt, regeneriert und erneuert. Die Erneuerung beginnt in dem Moment in dem man den Pfad betritt.
Viele Menschen fragten mich, selbst schmerzgeplagt, "why the hell are you/we doing this". Warum tun wir uns das an. Ein jeder hier kennt die Antwort, für sich persönlich, individuell. Ich kenne meine Antwort.




To be continued.....

Impressionen Santander


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Freitag, 13. Juni 2014

Tag 13 - nach Burgos

Nach Burgos




Aufstieg mit Tücken


Der Tag begann früh morgens mit einem kleinen Kater. Aber ich wäre nicht auf dem camino, hätte er nicht auch dafür eine Lösung. Er begrüßte mich mit einem extrem felsigen Weg und einem dreiviertel stündigen steilen Aufstieg. Nach der 1h war ich wieder so nass wie nach der Dusche. Dabei ist doch der Part außer Konkurrenz. Mein offizieller Schlusspunkt ist Santo Domingo, den Rest gehste noch mal bisl spazieren - aber da hab ich die Rechnung ohne den Weg gemacht. Dafür kann ich bis jetzt - 7km - weitestgehend beschwerdefrei gehen.
Die Chance wie geplant die Gruppe um Xavier und Helena zu treffen war extrem gering. Doch einen traf ich - Diego. Die Gruppe hat sich leider auseinander gezogen. Elena pausiert eine Tag, Miquel ist wohl schon in Burgos und Xavier Ca. 15km zurück. Fraglich ob er Burgos heute erreicht.
Franzi hängt auch einen Tag zurück, so das ich diese wohl auch nicht mehr sehe. Mal schauen was Burgos für mich bereit hält...

Erstens kommt es anders...Burgos

Gegen halb zwei hab ich Burgos Cathedral erreicht. Bis auf schmerzende Blasen war ich erstaunlicherweise topfit und hatte noch 10 - 20km weitergehen können.
Xavier hab ich nicht mehr getroffen und Franzi leider auch nicht. Die ist heute Mittag nach Madrid gefahren zu einer Party für Holländer, die ein Freund von ihr organisiert. Dafür hab ich aber Philipp kennengelernt, Helen und ihre amerikanische Freundin, Andy wieder getroffen mit dem ich unter anderem in Los Arcos.....genauso wie 2 weitere Amis aus der Gruppe um Franzi....wer würde hier freiwillig wegwollen.
Wäre es mal auch nur ansatzweise, so einfach Zuhause neue Leute kennen zulernen....
Morgen um 11h geht's nach Santander an den Strand...beaching.



Donnerstag, 12. Juni 2014

Tag 12 - Santo Domingo de la Calzada - Viva la Espania

Weitere Pläne

Das übliche. Blasen, Fuß Aua usw. Ich weis ich wiederhol mich aber schließlich tun das die schmerzen auch und bilden einen dominanten Teil dieser Reise.
Ich hoffe heute Santo Domingo de irgendwas zu erreichen. Distanz 22km. Auf Katja hink ich 3 Etappen zurück, auf die Gruppe um Elena 2. Letztere würde ich gerne noch einmal Wiedersehen. Je nach Möglichkeit beende ich heute in  Santo sowieso die Reise und laufe morgen außer Plan nur eine 22km Etappe bis Burgos. Damit wäre ich wieder im Zeitplan. Anknüpfpunkt für die nächste Reise wäre dann Santo - die haben hier echt grausige Stadtnamen - Domingo. Bekomme ich keinen laufe ich regulär weiter und ziehe morgen Abend mit dem Bus nach Burgos. Ggf. Samstag Morgen. Busse fahren hier oft Überland nur 3x am Tag. Sollte ich einen direkten nach Santander finden überspringe ich Burgos.
Bis 20:30 muss ich am samstag eingecheckt haben.









Ankunft Santo Domingo

5h - 22,5 km. Rekord für mich. Genauso rekordverdächtig wie meine schmerzenden Füsse. Konnte streckenweise schmerzfrei laufen, was ich gnadenlos ausgenutzt habe. Die Quittung kam auf den letzten beiden km.
Bin schon wieder die Dorf Attraktion. Muss mir echt mal angewöhnen graziöser zusammenzubrechen und nicht ganz so auffällig alle 4'e von mir zu strecken.
Das Gefühl in den Füssen wenn man die Schuhe auszieht und die Füsse hochlegt - wie ein nicht enden wollender Krampf. Herrlich.
Unterwegs hat mir die Sonne dann auch noch das letzte bisl Hirn ausgebrannt. Über lange Strecken dachte ich ernsthaft, ich könne noch mal 10 km mehr gehen......Vermutlich war ich nah am Sonnenstich.
Sobald ich mich von dieser Bank auf der ich liege runter bewegen kann - und das kann dauern - geh ich mal nach einem Bus ausschau halten oder einem Touristoffice. Wobei so wie ich mich grad fühle frag ich auch gleich sicherheitshalber nach dem nächsten Friedhof......

Santo Domingo de la Prost

Gegen halb zwei kam ich hier an - wo auch immer das ist.
Nach einem ausgiebigen Mittagsschlaf und einem Besuch im Tourism Office fand ich einen Bus nach Alcablabla. Zumindest mal nah ran, was auch immer das heißt.
Cooler weise traf ich natürlich auf Justin, und Christie aus Chicago und.....den irren Iren Bernie. Und daher ist es auch gut so , das ich Abreise und nicht mit ihm heute Nacht das Länderspiel schaue. Den der irre Ire Bernhart hat ein ernsthaftes Bier Problem. Vor allem wenn ich keins vor mir hab. Der Mann wäre mein Untergang, wurde ich ihn noch öfter treffen. Das war in los Arcos schon hart und gestern auch.
Nach 4 halben Mass in der Nachmittagssonne Spaniens versteh ich zwar kein Wort Englisch mehr aber dafür Prost auf Irisch. Da ich es nicht aussprechen kann, sondern nur lallen, Versuch ich erst gar nicht es zu schreiben.
Um 6 geht mein Bus nach alcawasauchimmer. Eigentlich geht der nach ibeas de juarros - was und wo auch immer das ist. Mal schauen wo ich rauskomme.
Vertraue dem camino, er bringt dich immer ans Ziel - und wenn nicht zumindest zur nächsten Bar. In diesem Sinne Prost.




Bernie und Christi


Unglaublich - Viva la Espania

Nur fehlen die Worte - naja fast *gggg
Das Touristik Office in Santo Domigo sagte, ich solle den Bus nehmen nach Juerto irgendwas, dann noch 1km zu Fuss und ich wäre in Acatuperte. Das war wohlgemerkt bevor ich.meine Abschiedsbiere von Bernie hatte. Bus Start war laut Plan 18:02. Gestartet ist er um 18:15. Ankunft war 19:15. Nebenbei 3.72 Euro für 45km .... Wow.
Als ich ankam stand ich in einem kleinen Kaff an der Nationalstrasse mitten im nirgendwo. Nachdem ich Google befragte wo ich denn überhaupt bin und wie ich nach Atapuerca komme, wollten die 4 Bier am liebsten wieder raus. 14km zu Fuss und es war 19:15.

Atapuerca war eigentlich nur 5km entfernt, ebenso wie der camino, was ja noch gegangen wäre. Dummerweise führte aber keine Strasse dort hin. Eventuell ein Feldweg den googlemaps aber nicht kennt. Also was tun ? Laut Google 6km zurück, abbiegen un dann noch mal 8km, Alternativ 20km bis Burgos. Normal 4h Marsch, allerdings bei meinen geschundenen Füssen.....

Ok, dachte ich mir, beißt in den sauren Apfel und rufst ein Taxi. Allerdings wie ruft man in Spanien ein Taxi ? Vor allem wen man ja kein Wort spanisch spricht. Also ab in die nächste Bar - die gibt es hier zum glück in jedem noch so kleinen Kaff. Leider konnte da keiner Englisch, geschweige denn Deutsch. Draußen fand ich eine Gruppe jugendlicher, von denen wenigstens einer ein paar Brocken Englisch konnte. Genug um mir zu erklären das es hier keine Taxis gibt und die aus Burgos kommen müssten. Die Nummer kannte er aber auch nicht und schickte mich in den einzigen Tante Emma laden vor Ort. Dort kannte dummerweise auch keiner Englisch. Glücklicherweise kam der jugendlich ebenfalls um was zu kaufen, so das dieser notgedrungen als Übersetzer herhalten musste.
Wohl hat der sich auf jeden Fall nicht gefühlt in seiner Haut mit seinen vielleicht 14 Jahren. Das Kiosk wurden von einer älteren Frau und einer Enddreißigerin inkl. ca. 8 jährigen Tochter und ca.  15 jährigen Sohn betrieben. Zusammen mit meinem Dolmetscher und der Horde jugendlicher brach eine heftige Diskussion aus - offenbar welche Möglichkeiten ich habe. Man schlug mir den 9 Uhr Bus nach Burgos vor. Als ich erklärte in acadingens Freunde treffen zu wollen, wurde man nachdenklich. Ich vernahm Worte wie Taxi und Burgos und eine.Menge kauderwelsch, gefolgt von einem 5 minuto. Erst dachte ich die rufen jetzt ein Taxi und hab im Geiste schon ausgerechnet was eine Ca. 20km Anfahrt + 15km Transport wohl kostet.
Ca. 15 min später fuhr die Mitdreißigerin mit ihrem Privatwagen vor, schnappte ihre Tochter auf den Rücksitz, meinen Rucksack dazu, und schob mich auf den Beifahrersitz. Diese wildfremde Frau für mich tatsächlich nach Atapuerca. Als wir ankamen und ich meine Geldbörse herausholte würde Sie sogar fast böse. Nach einer herzlichen Umarmung und Verabschiedung war ich sprachlos. Was ich unterwegs im kleinen immer wieder spürte, habe ich jetzt live erlebt. Die Menschen hier sind unglaublich.
Heute Mittag in den Weinbergen, überholte mich ein Traktor. Ich ging einen Schritt zur Seite und schaute den etwas älteren Fahrer an. Optisch ein typischer Bauer in den 60igern. Plötzlich bleibt der stehen und macht die Fahrertür auf. Anfangs dachte ich der hat Mitleid und will dich mitnehmen. Dann fing er an wild zu gestikulieren und auf Spanisch zu erzählen. Den Gestiken nach hat er wohl vom spanischen Wein geschwärmt, worauf ich entsprechend Einstieg und mitschwärmte. Unter uns mit einem guten Dornfelder oder Burgunder hält der meines Erachtens nicht mit. Aber egal, schließlich war ich grad in der Provinz la Roja, dem grössten Weinanbaugebiet des Landes. Nach 5 min. gestikulieren, gemeinsamen lachen und symbolischen Wein trinken, fuhr der Bauer zufrieden weiter - und ich quälte meine Füsse weiter. Auffällig war allerdings, das dieser noch an einem guten Dutzend weitere Pilger vorbeifuhr und bei keinem anderen anhielt. Komisch.


In atadingens bezog ich gegen 8 die Herberge. Das Zimmer Teile ich mit den beiden Polen Barrel und Marta. Beide sprechen fließend Englisch und er auch Deutsch. Unnötig zu erwähnen das der lokale "Supermarkt" um halb acht schloss, wie mir die beiden erklärten. Kurzerhand luden sie mich ein ihr Essen und zwei Flaschen Wein zu teilen. Wein auf Bier.........
Die 2 sind echt Klasse. Leider per Rad unterwegs, wäre Morgen gerne mit ihnen gelaufen.
Was ein Tag. An den Kater morgen denk ich lieber mal nicht. Unglaublich.
Morgen noch mal 20km dann ist es vorbei, was auch gut so ist. Die beiden Blasen sind so riesig groß - Fläche von 2 zwei Euro Stücken je Blase - und heilen nicht sauber bei der Belastung....
Katja kam heute in Burgos an und die Treff ich Morgen Mittag irgendwann.









Marta und Barell

Mittwoch, 11. Juni 2014

Tag 11 - Najera - Sprachen

Heute habe ich mir nur eine kleine 13km Etappe vorgenommen. Die Rechte Blase ist unter der compeed wieder voller Wasser und drückt heftig. Langsam trau ich diesen Blasenpflastern nicht mehr, das die was taugen.
Auf geht's....

Heute gabs nur eine kurze Etappe. Laut Pilgerführer bis Navaje ca 17km, laut Autobahnschild 11km, gefühlt ca. 47 km, realistisch Ca. 14 km. Der Marsch selbst glich grösstenteils einem Humpeln.
Heute habe ich mir den Luxus gegönnt in einer privaten Herberge in ein 3Bett Zimmer einzuziehen. Eigentlich hat die mehr was von einem Hotel........und 15 Euro sind ok. Obwohl ich um 1 das Zimmer bezogen habe, schlief ich sofort ein. Die körperlich Erschöpfung ist enorm.
Ich bin mir sicher, das es nichts mit dem allmorgentlichen Wecken um 6 oder den strapaziösen Märschen zu tun hat. Im Gegenteil, die geben Kraft. Vielmehr hab ich das Gefühl, das jetzt langsam die ganze mentale Erschöpfung, der Stress und die Ängste der letzten Monate durchbricht. Gepaart mit dem Regenerationsaufwand der Füsse, macht das müde.
Das einzige was ich hier bereue ist, das ich diese Reise extra von 3 auf 2 Wochen verkürzt hatte um Sie nicht alleine zu tun. Aber auch das lehrt der Weg - es gibt für alles einen Sinn.
Ich habe noch nie einen Ort erlebt, an dem man sich so Fallen lassen kann. Wenn ich da an den Start zurück denke - wo ist der Bäcker, was ist mit Reiseproviant, wo die Herbergen, wie verläuft die Etappe, wo ist die nächste Waschmaschine..........
Was ich von Anfang an sagte bewahrheitet sich - es wird bedeutungslos und unwichtig. Der ganze Planungszwang, der unsichtbare Griff nach Sicherheit, unnötig. Der Weg sorgt für dich. Der Weg plant für dich und stellt dir alles bereit was du brauchst. Nur der Weg ist wichtig - sonst nichts, absolut nichts anderes mehr. Das nötige Kleingeld natürlich vorausgesetzt.

Spanien ist ein modernes Industrieland, welches Deutschland in kaum was nachsteht. Gepaart mit der spanischen Lebensart, haben die Spanier hier was einzigartiges Geschaffen. Der Weg, egal wie unwägbar, ist durchgehend markiert. In Städten mit Schildern, oft mit aufgemalten gelben Pfeilen, auf dem Land mit weiss roten Markierungen - ein verlaufen fast unmögliche. Auf jeder Route gibt es mehrere öffentliche Trinkwasser Stationen. Alle 5-12km grosse Herbergen, die alles haben, was der Mensch braucht. Entlang des Weges findet man unzählige Bars mit Pilger Frühstück, Pilgermenu und sau geilem Kaffee. Einzig für Kaffejunkies .......das könnte schlimm ausgehen und dauern.
Etliche kleine Tante Emma Läden, hier supermercato genannt und auch Getränkeautomaten säumen den Weg.
Die Menschen hier sind fast alle ungewöhnlich freundlich. Ein jeder grüsst einen mit einem "ola", "buenos Dias" oder "bon camino". Die öffentliche Infrastruktur ist stellenweise so gut und auch liebevoll gestaltet, das sich so manche deutsche Stadt eine Scheibe abschneiden kann. Allen voran die Stadtreinigung. Müll scheint's hier keinen zugeben, dafür um so mehr Mülleimer.
Obwohl man hier auf freier Wildbahn agiert, ist man Rundum versorgt. Kein Wanderweg, kein camino in Deutschland kommt da auch nur ansatzweise ran.
Einzig Spanisch oder Englisch sollte man etwas können. Mit Deutsch kommt man hier nicht weit.
Für heute Nachmittag waren Gewitter gemeldet und tatsächlich regnet es im Moment. Gegen 2 sind die ersten Langstreckensprinter eingetroffen. Bei mir auf dem Zimmer 2. Der eine mit 30, der andere mit 38km Etappe. Gestartet sind beide um 6 in der Früh. Die meisten von denen sind drahtig schlank und sehen aus als hatten sie Ihr halbes Leben im Dschungel verbracht oder irgendwelche Wüsten durchquert. Wenn ich so drüber nachdenke......


Heute Vormittag ist einer an mir vorbei gejoggt. Mit riesen Rucksack. Nicht nur ein paar Meter. Ich hab den Typ mindestens eine 1/4h im Blickfeld gehabt. Wahnsinn. Ich werde jetzt die Not zur Tugend machen und erst einmal sämtliche dieser süssen Kaffees, derer ich habhaft werde besuchen.

Der Tag - Sprachen





Nach meiner Ankunft hab ich die meiste Zeit geschlafen. Interessanterweise treffe ich immer wieder Personen die ich kenne. Heute Abend haben Karl und Deborah zu mir aufgeschlossen. Auch den verrückten Iren Bernie sah ich wieder - natürlich hinter einem Bier. Kein Pup das der Man auslässt.
Heute Abend war eine gesellige Runde, an der ich mich aber nur bedingt beteiligt habe. Nach Gesellschaft war mir eh nicht der Sinn, dann noch in einer Fremdsprache...

Englisch ist Weltsprache, das merkt man hier immer wieder. Leider bestand die Runde fast nur aus native speaker heute Abend.
Mein englisch ist eh bescheiden, mit hören hab ich große Probleme, da ich es nicht gewohnt bin. Das doch eine andere dache als lesen oder schreiben, wo man schnell mal Google zu rate ziehen kann.
Oft muss ich etwas umschreiben oder einfach formulieren um mich auszudrücken. Ich kann nicht reden wie im deutschen. Mit Europäer klappt die Verständigung sehr gut, da diese oftmals das selbe Problem haben und die conversation sehr simpel gehalten ist. Holländer, Dänen, Schweden und Norweger sprechen englisch fast wie Muttersprachler. Mit diesen geht es aber auch sehr gut, da diese oft auch das ein oder andere Wort deutsch verstehen.

Ein native geht auch noch halbwegs, wenn er deutlich und langsam spricht - was meist nur der Fall ist wenn ich ihn alleine habe. Gestern Abend waren wir 5 Personen im Zimmer. 1x Ami, 1xNeuseeland, 1x England und 1x Australien - und ich. Als die ihre spässchen zusammen machten - keine Chance. Man versteht nur Fragmente. Das selbe heute Abend - fast nur Amis, ein Ire, Engländer - der Gesamtkommunikation zu Folgen unmöglich, einzelnen nur mit viel Konzentration. Die letzten 7 Tage, habe ich mich fast ausschließlich in Englisch verständigt und teils gute Gespräche von mehreren Stunden gehabt. Aber man merkt sehr schnell wo die Grenzen sind.

Gerade der Ire Bernie ist ein richtig lustiger Kerl aber auch mit üblem Akzent.....Das erste mal traf ich ihn in einem Ort namens Loca, irgendwo im nirgendwo. Ich lag halbtot eine Stunde alle 4e von mir streckend auf der Strasse, während er in der benachbarten Bar sein Bier schlürfte. Damals brauchte ich eine halbe Ewigkeit bis ich herausfand das der Kerl englisch redet. Das nächste mal dann in Los Arcos tranken wir zusammen Bier. Lektion : leg dich niemals mit einem Iren beim Bier trinken an. Bei Rotwein allerdings.....:)

Justin und Karl

Dafür hab ich heute Justin kennengelernt. Ebenfalls ein querschnittsgelähmter Ami, der mit seinen beiden besten Freunden die Tour unternimmt. Allerdings schieben diese ihn - kein Motor. Diese Lektion über wahre Freundschaft kam deutlich an.
Ebenfalls bemerke ich das ich hier immer öfter Tomaten kaufe und mit Brot esse. Ich hasse Tomaten. Das erinnert mich irgendwie an Tunesien, wo ich schon mal so einen Anfall hatte.
Auch die erste Paela, die richtig lecker war hatte ich heute.  Dabei bin ich gar nicht in Vilariba. Ich hasse normal Paela.
Ja auch kochen können die Spanier.
Oh und unten sitzt ein Helge Schneider double. Der Typ sieht aus - zum schießen. Wohlgemerkt bei 30 Grad zugepackt wie bei einer Troppensafari.



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Dienstag, 10. Juni 2014

Tag 10 - On the Road again nach Ventero.

105 Euro und ein paar Adidas Trekkingschuhe leichter, hegte weiter. Wie weit ? Keine Ahnung. Das müssen die Füsse bestimmen, allerdings all zuweit wird es nicht sein.






Kleine Wunder



Der Tag begann nicht gut. Entscheidungen waren zu treffen. Weitermachen, noch mehr Geld versenken oder einfach da zu bleiben wo man ist und Urlaub machen ohne jeden Tag Schmerzen und Qualen erleiden zu müssen.
Die compeed Blasenpflaster lassen sich nicht mal mehr entfernen um Sie zu erneuern , da sich diese mit der Blase verkleben. Unter der großflächig abgestorbenen Blasenhaut ist das rohe Fleisch. An den Stelle wo diese gerissen ist auch direkt zu sehen. Ziemlich übler Anblick. Das Sprunggelenk ist genauso wie der Rest des Fusses völlig überlastet und leicht geschwollen. Allen Grund abzubrechen.
Nach einem ausgiebigen Frühstück mit Kim hat mir diese auch noch erklärt, das Sie in Logrono pausieren wird, um grössere Verletzungen vorzubeugen.
Trotz allem habe ich mich qualvoll 2,5 km zum Decathlon geschleppt. Die Fersen waren gar nicht mehr belastbar, die offenen Blasen spucken immer wieder Wasser aus, das Sprunggelenk hat wieder geschmerzt und laufen auf den Fussballen ist nach ein paar Meter auch nicht mehr lustig. Einzig eine der 4 Blasen ist nahezu ausgeheilt.
Während ich alle 500m pausieren musste, kam plötzlich Mike vorbei. Sinniger weise vor einer Kneipe die mein Laudatio perfekt beschrieb , " The drunken Duck". Der Mike den ich irgendwie immer treffe wenn's hart wird und den ich 2 Etappen vor mir vermutet hätte. Irrigerweise auch noch in einer Nebenstraße dieser größeren Stadt, nicht auf dem camino. Die Chancen sich genau da zu treffen......normal gleich 0


Im Decathlon gabs erst einmal neue Schuhe. Angefüllt haben sich ein paar gut, laufen konnte ich nur in einem. Natürlich im höherpreisigen Segment. Der einzige der die Blasen nicht zu stark reizte. Schwups Größe 43 und 44 getestet und 43 gekauft. Draußen angezogen, losgegangen und nach 5 min bemerkt, das dieser dich zu klein ist. Mit Rucksack und im freien, wo der Fuss sich ausdehnt, ist das doch was anderes als mit relativ "relaxtem" Fuss drinnen. Nachdem ich dann mit Engelszungen auf eine spanische Filialleiterin......
Mit Grösse 44 wagte ich den Versuch erneut. Im Decathlon muss man Plastikfolien um die Füsse ziehen um Schuhe zu testen. Diese lassen zwar keine Luft durch, bilden aber eine zusätzliche Reibungsschicht zwischen Socke und Schuh, was sich sehr angenehm anfühlte.
Das laufen ging dann auch wieder halbwegs vernünftig. Nach 5km legte ich eine Rast ein. Während ich so vor mich hindöste, kam ein Mann mit einer Frau im Rollstuhl vorbei, welche mir am Vortag in Logronos schon aufgefallen sind.  Mit beiden kam ich ins Gespräch. Wie sich schnell herausstellte gehen beide den camino. Die nächsten 3h ging ich mit diesen zusammen, fast völlig schmerzfrei. Danach wusste ich warum ich mir diese Leiden weiter antue.







Deborah und Karl
Deborah ist völlig gelähmt, muss beatmet und zusätzlich künstlich ernährt werden. Karl ist Postbote in Oklahoma und seit 24 Jahren verheiratet mit Deberah. Gemeinsam mit ihren beiden Erwachsenen Kindern, welche voraus sind und autark laufen, erfüllen sie sich einen Traum. Karl hat 2 Jahre Urlaub und Geld angespart für den Trip. Der Rollstuhl wurde modifiziert, das er zu einer Art Bett umklappbar ist und mit einem Anhänger versehen. Gestartet sind beide in St. Jean Piet du Port und gehen bis nach Santiago de Compostella. Als ich das hörte war ich sprachlos. Karl trägt seinen Rucksack selbst um die Akkus des Rollstuhls nicht zu belasten, in Bars machen Sie Station und laden Strom nach. Schlafen tun beide in Herbergen wie ich. Haben diese Treppen, schläft Deborah im Stuhl und Karl auf dem Boden. Einmal sogar in der benachbarten Bar, da im Eingangsbereich der Herberge kein Stromanschluss war. Ohne Worte.
Wie viel Liebe, wie viel Lebenskraft muss in diesen Menschen stecken. Weder von Karl noch von Deborah kam ein Wort der Klage über die Lippen, nicht das die Kinder voraus sind, nicht über ihr Schicksal - nur Dankbarkeit. Dankbarkeit über das gute Wetter, für etwas Strom oder gar nur eine Unterhaltung.
Wie komm ich mir da vor, der über solche Belanglosigkeiten wie offene blasen jeden Tag klagt. Ich kann mit Fug und Recht sagen, das dies die außergewöhnlichsten Menschen waren die ich je traf. Nachlesbar ist deren Reise unter www.adventuresareforeveryone.com . Ich danke Gott, das mir die Ehre zuteil wurde, diese Menschen kennen lernen zu dürfen.
Und wieder lehrt der camino seine Lektionen. "wenn du etwas wirklich willst, ist nichts unmöglich, solange du an dich selbst glaubst", leider ebenso wie : "gegen den Wind zu pinkeln.....". Diese beiden sind in meinen Augen Helden und Vorbilder.

Auf Ca. 500m verläuft der camino direkt neben einer Autobahn, nur getrennt durch einen Gitterzaun. Dieser Zaun ist gespickt von Hunderten Kreuzen aus Holz und Zweigen, als Gedenken an verstorbene. Ich habe zwei Kreuze dort angebracht, je eines für die Großeltern Schneider und Möbus, welche jetzt alle 4 für immer ein Teil diese Weges sind.
Und es scheint zu stimmen, das auf dem Weg ein jedem Pilger der Tag bevorsteht an dem er Tränen in den Augen hat, ich hatte meinen heute.....




Nach 13km verließ ich Karl und Deborah in Navarette um weiter zu marschieren. Das Etappenziel war noch 16km entfernt und da es schon halb vier war, nicht mehr zu erreichen. Daher beschloss ich in Ventero, einem kleinen Kaff in der Mitte Station zu machen. Laut Plan gab es da keine offizielle Herberge, aber eine Private. 2-3km vorm Ziel meldeten sich meine Füsse mit voller Brutalität zurück. So schlimm, das ich über 1,5h für die kurze Reststrecke brauchte. Angekommen viel ich wie ein toter ins Bett und schlief sofort ein. Als ich 1h später aufwachte, schaute ich mit halb geöffneten Augen ins Bett neben mir.  Mitten im nichts, unfassbar, aber da lag Mike und schnarchte.....
Gemeinsam aßen wir dann zusammen Abend. Mike ist übrigens Kochlehrer an einer Schule und hat die obligatorischen 3 Monate Sommerferien. Auf den camino kam er  eigens wie die meisten Amis, durch den Film "The way" .
Trotz allem bemerke ich aber, das meine Füsse nicht mit der restlichen Konstitution mithalten können. Hier zahle ich offenbar meinem Gewicht Tribut. Ich werde daher Tempo rausnehmen und die Etappen verkürzen....

Mike - Den ich schon auf der ersten Etappe kennen gelernt habe

Montag, 9. Juni 2014

Tag 9 - Ende in Logronos, Abbruch ?

Heute geht's nach navarje oder so ahnlich. 22km eventuell auch nur bis logronos in 9km. Kims Fussgelenk ist leicht geschwollen und meines auch. Die durchschnittsgeschwindigkeiten fallen Pausen bedingt auf Ca 3.2km und mehr ab, so das 21 km schon ein langer Marsch wird.

Ende in Logronos

Nach nur 9km geht nichts mehr. Würde gerne weiterlaufen aber keine Chance. Gestartet hin ich in Trekkingschuhe, was halbwegs ging. Unterwegs öffnete sich dann plötzlich eine grosse Blase, welche Links unterhalb des Knöchels zur Fussohle verläuft. Bei jedem Schritt drückt sich Wundflüssigkeit aus der Blase......Bedingt durch den Zwangsumstieg auf Sandalen schmerzt das linke Sprungelenk wieder stark. In Sandalen ist auch kein normales laufen mehr blasenbedingt möglich. Man watschelt nur noch. Ich bin mir sicher das vorhin eine Ente laut lachte, als ich.........
Wir quartieren uns erst einmal ein. Zudem ist hier Fiesta, weil man 1521 bei irgendwas das französische Heer besiegte. Die ganze Stadt feiert. Ich bin mir sicher wenn jetzt an Stelle von Stieren, Franzosen kommen.....die Bars sind binnen Sekunden voll.....Feiern können sie die Spanier.




San Bernabe

Am 11.6.1521 wurde die Französische Armee in einer heroischen Schlacht vor den Toren von Logronos geschlagen.
Nun soll man Erfolge natürlich nutzen und feiern. Immerhin ist dieses einmalige Ereigniss fast 600 Jahre her. Trotzdem reicht es um die Stadt 5 Tage lang in einen Ausnahmezustand zu versetzen. Selbst einen eigenen Feiertag, heute, hat die Stadt, welcher innerhalb des Stadtkreises gilt.
Und feiern können die Spanier. Selbst die benachbarte Polizeistation veranstaltete ein lokale Party. Um 19:00h war Umzug, bei dem die einzelnen Gardenelementen präsentiert wurden. Sogar mit echten Musketen wurden Salutschüsse abgefeuert. Im Vergleich mit Los Arcos hängt man  in dieser vergleichsweisen Großstadt, hinterher. Es dauerte fast 1h bis der Umzug fertig, die Stadtoberen Ihre Helden gehuldigt hatten und diese Direkt im Anschluss alle kollektiv die Waffen fallen liesen und der obligatorische Sturm auf die Bars begann, welche jetzt von mittelalterlich gekleideten Soldaten....
Dabei waren weder Stiere noch Franzosen zu sehen.....
Dafür hat man offenbar trainiert letztere kollektiv unter den Tisch saufen zu können - falls sich einer aus der Deckung wagt.
Erfolge feiern können die Spanier ohne jede Frage.

Der Tag - Abbruch ?





Interessanterweise habe ich selbst in dieser großen Stadt wieder bekannte Gesichter getroffen.
Der Tag war aber geprägt von den Fussproblemen. Die meiste Zeit habe ich geschlafen. Nachdem Vormittags die Blase geplazt ist, habe ich die 2 große aufgestochen. Bis heute Abend kommt aus beiden noch immer Wasser.
Zudem kann ich die beiden Fersen kaum belasten und bereits bei einem kleinen Rundgang durch die Stadt meldet such das linke Sprunggelenk massiv. In diesem Zustand ist an ein weitergehen nicht zu denken. Eventuell werde ich versuchen morgen einen Decathlon zu finden, den es in der Stadt geben soll - oder einen Outdoor-Shop. Mittlerweile habe ich allerdings schon insgesamt 300 Euro in Schuhen versenkt, die ich eigentlich nicht habe. Eventuell bleibt mir nichts anderes übrig als abzubrechen.
Offenbar steht das Projekt unter keinem guten all zu gutem Stern.....


Posted via Blogaway Pro