105 Euro und ein paar Adidas Trekkingschuhe leichter, hegte weiter. Wie weit ? Keine Ahnung. Das müssen die Füsse bestimmen, allerdings all zuweit wird es nicht sein.
Kleine Wunder
Die compeed Blasenpflaster lassen sich nicht mal mehr entfernen um Sie zu erneuern , da sich diese mit der Blase verkleben. Unter der großflächig abgestorbenen Blasenhaut ist das rohe Fleisch. An den Stelle wo diese gerissen ist auch direkt zu sehen. Ziemlich übler Anblick. Das Sprunggelenk ist genauso wie der Rest des Fusses völlig überlastet und leicht geschwollen. Allen Grund abzubrechen.
Nach einem ausgiebigen Frühstück mit Kim hat mir diese auch noch erklärt, das Sie in Logrono pausieren wird, um grössere Verletzungen vorzubeugen.
Trotz allem habe ich mich qualvoll 2,5 km zum Decathlon geschleppt. Die Fersen waren gar nicht mehr belastbar, die offenen Blasen spucken immer wieder Wasser aus, das Sprunggelenk hat wieder geschmerzt und laufen auf den Fussballen ist nach ein paar Meter auch nicht mehr lustig. Einzig eine der 4 Blasen ist nahezu ausgeheilt.
Während ich alle 500m pausieren musste, kam plötzlich Mike vorbei. Sinniger weise vor einer Kneipe die mein Laudatio perfekt beschrieb , " The drunken Duck". Der Mike den ich irgendwie immer treffe wenn's hart wird und den ich 2 Etappen vor mir vermutet hätte. Irrigerweise auch noch in einer Nebenstraße dieser größeren Stadt, nicht auf dem camino. Die Chancen sich genau da zu treffen......normal gleich 0
Im Decathlon gabs erst einmal neue Schuhe. Angefüllt haben sich ein paar gut, laufen konnte ich nur in einem. Natürlich im höherpreisigen Segment. Der einzige der die Blasen nicht zu stark reizte. Schwups Größe 43 und 44 getestet und 43 gekauft. Draußen angezogen, losgegangen und nach 5 min bemerkt, das dieser dich zu klein ist. Mit Rucksack und im freien, wo der Fuss sich ausdehnt, ist das doch was anderes als mit relativ "relaxtem" Fuss drinnen. Nachdem ich dann mit Engelszungen auf eine spanische Filialleiterin......
Mit Grösse 44 wagte ich den Versuch erneut. Im Decathlon muss man Plastikfolien um die Füsse ziehen um Schuhe zu testen. Diese lassen zwar keine Luft durch, bilden aber eine zusätzliche Reibungsschicht zwischen Socke und Schuh, was sich sehr angenehm anfühlte.
Das laufen ging dann auch wieder halbwegs vernünftig. Nach 5km legte ich eine Rast ein. Während ich so vor mich hindöste, kam ein Mann mit einer Frau im Rollstuhl vorbei, welche mir am Vortag in Logronos schon aufgefallen sind. Mit beiden kam ich ins Gespräch. Wie sich schnell herausstellte gehen beide den camino. Die nächsten 3h ging ich mit diesen zusammen, fast völlig schmerzfrei. Danach wusste ich warum ich mir diese Leiden weiter antue.
Deborah und Karl
Wie viel Liebe, wie viel Lebenskraft muss in diesen Menschen stecken. Weder von Karl noch von Deborah kam ein Wort der Klage über die Lippen, nicht das die Kinder voraus sind, nicht über ihr Schicksal - nur Dankbarkeit. Dankbarkeit über das gute Wetter, für etwas Strom oder gar nur eine Unterhaltung.
Wie komm ich mir da vor, der über solche Belanglosigkeiten wie offene blasen jeden Tag klagt. Ich kann mit Fug und Recht sagen, das dies die außergewöhnlichsten Menschen waren die ich je traf. Nachlesbar ist deren Reise unter www.adventuresareforeveryone.com . Ich danke Gott, das mir die Ehre zuteil wurde, diese Menschen kennen lernen zu dürfen.
Und wieder lehrt der camino seine Lektionen. "wenn du etwas wirklich willst, ist nichts unmöglich, solange du an dich selbst glaubst", leider ebenso wie : "gegen den Wind zu pinkeln.....". Diese beiden sind in meinen Augen Helden und Vorbilder.
Auf Ca. 500m verläuft der camino direkt neben einer Autobahn, nur getrennt durch einen Gitterzaun. Dieser Zaun ist gespickt von Hunderten Kreuzen aus Holz und Zweigen, als Gedenken an verstorbene. Ich habe zwei Kreuze dort angebracht, je eines für die Großeltern Schneider und Möbus, welche jetzt alle 4 für immer ein Teil diese Weges sind.
Und es scheint zu stimmen, das auf dem Weg ein jedem Pilger der Tag bevorsteht an dem er Tränen in den Augen hat, ich hatte meinen heute.....
Nach 13km verließ ich Karl und Deborah in Navarette um weiter zu marschieren. Das Etappenziel war noch 16km entfernt und da es schon halb vier war, nicht mehr zu erreichen. Daher beschloss ich in Ventero, einem kleinen Kaff in der Mitte Station zu machen. Laut Plan gab es da keine offizielle Herberge, aber eine Private. 2-3km vorm Ziel meldeten sich meine Füsse mit voller Brutalität zurück. So schlimm, das ich über 1,5h für die kurze Reststrecke brauchte. Angekommen viel ich wie ein toter ins Bett und schlief sofort ein. Als ich 1h später aufwachte, schaute ich mit halb geöffneten Augen ins Bett neben mir. Mitten im nichts, unfassbar, aber da lag Mike und schnarchte.....
Gemeinsam aßen wir dann zusammen Abend. Mike ist übrigens Kochlehrer an einer Schule und hat die obligatorischen 3 Monate Sommerferien. Auf den camino kam er eigens wie die meisten Amis, durch den Film "The way" .
Trotz allem bemerke ich aber, das meine Füsse nicht mit der restlichen Konstitution mithalten können. Hier zahle ich offenbar meinem Gewicht Tribut. Ich werde daher Tempo rausnehmen und die Etappen verkürzen....
Mike - Den ich schon auf der ersten Etappe kennen gelernt habe
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen