Mindest 80% unseres geräumigen 20 Bett Zimmers ist schon auf den Beinen. Ich verstehe das nicht. als wenns was zu gewinnen gebe. Als ich um 7 aufgestanden bin waren nur noch 3 Menschen im Zimmer. Als ich um 8 losging nur noch 2 in der ganzen Herberge.
Um ehrlich zu sein hab ich mich kaum getraut aufzustehen. I konnte gestern auf manchen Fusstellen kaum nich auftreten und vernute gigantische Blasen.
Aber als ich aus dem Bett kam gings. Eigentlich nix. Auch ein Kontrolle ergab zwar gereizte Stellen aber sonst nix was sich als Blase identifizieren lies, Trotzdem klebte ich wieder Blasenpflaster auf die Stellen und eine Menge Hirschtalg hinterher. Das Zeug scheint echt wunder zu wirken, so anfällig wie ich eigentlich bin.
Gestern mit der Gewaltaktion hab ich alles riskiert. Ich hab mich auch eine zeitlang tierisch über mich geärgert und gefragt wie man nur so bekloppt sein kann. Eigentlich war ich tot und völlig gefrustet. Allerdings kommt die Antwort manchmal aus einer Richtung aus der man Sie nicht erwartet. Diesmal aus Bayer von Anja in Form einer Whatsapp SMS. Danke dafür.
Denn Sie hat recht. Es geht darum Grenzen zu überschreiten und den inneren Schweinehund der das bis zuletzt verhindern will. Zu oft steht man sich selbst im Weg und ergibt sich dem Saukerl. Ein jeder kennt das. BeimRauchen aufhören, beim Abnehmen, auf der Arbeit, beim Sport. Esd ist bequemer den Weg des geringsten Widerstandes zu gehen und dem Schweinehund doch nachzugeben.
Kein Mensch hätte was gesagt, wenn ich nach 18km die Herberge aufgesucht hätte. Es gab Tausend gute Gründe dies zu tun. Jeder einzelne plausibel und nachvollziehbar. Und doch, es nagt in einem. Die beiden Rentner die mich in Grund und Boden laufen. Die Uli aus Gau Algesheim, die pausierte weil Sie für 7km volle 2h brauchte . Pffftt.
18km waren genug oder auch nicht. Man kann es unvernunft oder falschen Ehrgeiz nennen, aber mir war klar wenn ich losgehe gibt es kein zurück. Alles oder nichts. Ziel 30km - eine Etappenlänge, die ich letztes Jahr nicht schaffte.
Und ich hab Sie geschafft. Am Ende aller Kräfte und unter Schmerzen.Aber ich habe Sie geschafft. Ich hab den Schweinehund besiegt und getöte. Auf diese Reise kann er mir nichts mehr anhaben.
Hier habe ich ihn heute zu Grabe getragen. Der oberste große Stein,
Diesen Triumph kann mir keiner mehr nehmen und das Gefühl war alle Risikien wert.
Ab jetzt ist es keine Frage mehr des könnens oder des Willens. Ab jetzt ist jede Etappe nur nich eine Frage des Wollens.
Mein letzter Schlusspunkt war Atapuerca. Gut 6km ntfernt. Die Strecke ging halbwegs gut. Nur eine Blase hab ich wohl doch (noch). Die hab ich aus Deutschland mitgebracht um Ihr mal das schöne Spanien zu zeigen. Leider war Sie nicht ausgeheilt und reibt jetzt tierisch. (Frauen kennen die Stelle an der Hacke - oft von Pumps)
In Atapuerca hatte ich dann ein 1 1/2h Frühstück. Und wieder merkt man wie Stolz die Spanier auf Ihren camino sind. Ich möchte sagen, das die Magie des Weges, gepaart mit der Schönheit Spaniens und seiner Infrastruktur, sowie den Menschen die an dem Weg leben, eine einzigartige Kombination bilden wie Sie nirgends sonst auf der welt gibt.
Bsp gefällig ? : Als ich Atapuerca aufbrechen wollte, cremte ich mir noch mal die Füsse ein vor dem Kaffee. Da saß auch ein älterer Herr, der Sorte der man im Bus freiwillig einen Platz anbietet. Als ich den Rucksak umschnallte vielen meine Krücken - meine Walkingstöcke - um. Mit dem riesen Rucksack und den müden und geschundenen Knochen, ist Bücken gar nicht so einfach. Wie aus dem nichts kam der alte herbeigestürmt hob meine Stöcke auf und reichte Sie mnir mit einem lächeln auf den Lippen, gefolgt von einem "Buen camino". Ohne worte.
Was mir das letzte mal schon auffiehl sind - ich möchte fast sagen Kraftpunkte. Ich bin niemand der esoterisch angehaucht ist oder gar an so Humnbug wie Leylinien glaubt. Aber es gibt Punkte hier, die haben was und ich kann nicht erklären wieso. Eine Stunde gehe ich durch einen Wald. Bäume ohne Ende. Dann über eine Wiese mit verinzelten großen Bäumen. Nix besonderes. Und doch war da plötzlich einer, der einen wie ein Magnet anzog irgendwas besonderes hatte.
Offenbar ging es nicht nur mir so. Vor mir war keiner aber nachmir konnt ich noch mehrmals beobachten das eben genau an diesem Baum Menschen stehen blieben, wenn ich zurück blickte. Und da waren noch mehr Bäume. Warum ausgerechnet an eben diesem. ?
Spanien ist ein schönes Land. Aber die Landflucht und die Wirtschaftskrise sind hier allgegenwertig. Reich und arm wohnen hier Tür an Tür
die in sich zusammen gestürzt sind, direkt neben frisch renovierten Häusern.
Der Weg von Atapuerca nach Burgos central ist 21km lang und den bin cih bereits gegangen. Meine Ziel ist erreicht, ich bin jeden einzelnen Meter den ich letztes Jahr übersprungen habe gegangen. Leider fährt hier kein Bus, was mir vorher klar war. Daher werde ich den Weg nach Burgos ein zweites mal bestreiten. Lediglich den Gewerbepark und die Stadtrandsiedlungen werde ich versuchen mit dem Bus abzukürzen.
Nicht zuletzt beim Laufen merke ich das mir der gestrige Tag noch deutlich in den Knochen steckt.
Der Weg ist hier sehr steil und steinig. Er erinnert deutlich an den Lebensweg. Auch der ist oft steil und steinig. Manchmal muss man einen Umweg nehmen und manchmal ist auch Schritt zurück in dir richtige Richtung. Nur wenn man sein Ziel nicht aus den Augen lässt und nicht aufgibt, kleine Schritte geht, kommt man an. Unweigerlich. Der eine schneller, der andere später. Aber wer seinen Weg geht, kommt ans Ziel. Auf dem camino genauso wie im wahren Leben.
Bei dem anstrengenden aufstieg musste ich unweigerlich wieder an Karl und Deborah denken, die ich letztes Jahr traf. Ich hatte kurz vorher noch Ihren Blog gelesen. Die haben den Weg geschafft. Natürlich mit Umwegen, aber Sie kamen an. Sie haben das eigentlich unmöglich möglich gemacht. In meinen Augen sind diese zwei wahre Helden und im Moment Quelle meiner Kraft.
km 18
Ich bin schon wieder völlig am Ende. Eigentlich gehts aber irgendwie auch nicht. Ich muss alle 3km pausieren und komme so kaum vorwärts. Mittlerweile sind alle akkus leer. Die meines Handys, meiner Powerbank uind meine. Noch 3km bis zum nächsten Bus in Villafria, 8km auserhal Burgos center.
km 23 Ankunft Burgos
Der Bus hielt 2km vorm Zentrum. Ich hab dadurch ca. 5 -6 km übersprungen, die ich hätte nicht laufen wollen. Alles tut höllisch weh, vom Fuss bis zur Schulter.
Spele mit dem Gedanken ein Hotel zu nehemen, so zum Geburstag. Finde aber kein bezahlbares und hab keine Kraft zu suchen. Also ab zur Herberge in eine 30 Bett Zimmer im 6ten Stock (zum Glück hats da Aufzüge)
Erst Duschen, dann Wäsche waschen. Offenbar hab ich doch sehr Druckempfindliche Stellen an den Füssen, also hohes Blasenrisiko dort. Kann kaum noch die Glieder bewegen. Als ich auf die Waschmachine wartete hab ich mich Rücklings auf eine Bank gelegt. Als ich aufstehen wollte wurde es peinlich. ich kam nicht mehr hoch. Wie ein Käfer auf dem Buckel. Erst eine helfende Hand.......
Nach dem Duschen ist noch etwas ganz schrekliches passiert. Ich wollte mir die Haare kämen und das tat sauweh. Eine Kontrolle ergb ich hab tatsächlich Sonnenbrand auf der Kopfhaut. Eigentlich was völlig unmögliches, da die Haare die ja schützen. OK bei Leuten bei denen es im Alter etwas lichter wird mag das sein, aber doch nicht bei mir. Offenbar war es ein schwerer Fehler vorher noch mal zum Frisör zu gehen und auf Kurzhaar umzustellen. Das gepaart mit dem Wind der die Haare bewegt könnte therotisch kleine Kopfhautsellen temporär freilegen. Aber gleich Sonnenbrand ?????
Jetzt sitze ich hier im Kaffee und hab noch so viele Gedanken, die ich eigentlich niederschreiben möchte, aber die Akkus...
Ich erwäge ernsthaft hier morgen zu pausiern und mir Burgos anzusehen. Zum einen würde es meinen Muskeln gut tun, zum anderen ist Burgos wirklich eine Reise wert. Ich bin nun zum dritten mal hier und war noch nie in der Katedrale. Ein stück weiter ist ein Museum, hier hats tausend hochinteressante Kaffees die ich noch nicht kenne. Die Zwangspause letztes Jahr in Pamplona hat mir auch eine wunderschöne Stadt eingebracht und war es echt Wert. Ab davon hab ich Urlaub und wer weis wann ich je wieder hier bin. Sozusagen ein nachträgliches Geburtstag Geschenk.
Ich werde das morgen früh adhoc entscheiden, falls ich ein bezahlbares Hotel finde, da man inden Herbergen immer nur einmal nächtigen darf.
Alles Liebe zum Geburtstag !!!!
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