Donnerstag, 12. Mai 2016

Tag 7 - Viva la Hungria

Es kam wie es kommen musste.  Der Wetterbericht hatte recht.  Es regnet mal wieder.  Wenn verwunderts,  im Sonnenstaat....  Aber das hatten wir ja schon.

Nicht desto trotz habe ich versucht aufzustehen.  Schwerer Fehler. Ich hab den Muskelkater meines Lebens in den Beinen.  Den hatte ich selbst nach der Pyränen Überquerung nicht so krass. Beide Waden quittieren den Dienst,  die Oberschenkel -  danke Mama hat den Schienbein echt geholfen -  sind völlig im Arsch. Wie ein behinderter bin ich die Treppe zum Frühstücksaal runter gerobbt. Die Treppen runter bekam ich gegrinse, Gelächter und ich glaub einer murmelte was vom Notarzt.....
Die Morgentoilette musste dann auch ausfallen,  den die Badezimmer waren im Keller....
 Also erst mal ein nettes Frühstück mit Adele und Ihrer Mutter.  Adele hat einen Jugendlichen Charme.....



Geplant war ein Shorttripp von 7km nach Ponferata und dann den Tag pausieren.  Vorweg 1. Kommt es anders und 2.zum Glück.

Mit höllischen Muskelschmerzen -  selbst in der Brust und den Schultern -  gings dann los.  Strömender Regen,  7 Grad. Kalte schmerzende Muskeln.  Eine Tortur einer Folter gleich.
Interessanter Weise ist aber der Körper -  auch wenn man Fett ist -  eine Kampfmaschine mit unglaublichen Anpassungs- und Regenerationsfähigkeit. Nach 10 Minuten Qualen gings langsam. Als die Muskeln langsam auf Temperatur kamen -  soweit das Möglich ist bei den eissigen Temperaturen - konnte ich "fast"  Schmerzfrei laufen -  so lange es Eben war.

Mit mir selbst beschäftigt habe ich natürlich prompt eine Abzweigung verpasst und bin vom Camino abgekommen.  Aber das wäre nicht Spanien mit seinen fantastischen Einwohnern,  wenn dich nicht gleich wieder ein Spanier einfangen und zurück zu dem Camino geleiten würde.  So war denn der Umweg nicht mal 1 km lang.

Ponferata war nix besonderes.  Nichts wo man einen Tag bei Regen pausieren möchte,  alla Burgos oder Leon.




Da mir zwischenzeitlich Schwimmbäder gewachsen sind und ich langsam die Kiemenatmung perfektioniere,  kam ich trotz Starkregen gut voran.
In Ponferata war dann erst nach 8km die erste Pause und siehe da wer da saß -  Adele :)  Minuten später kamen noch Tanja und Sandra rein.  Beide hatte ich am Vortag kennen gelernt und den Abend verbracht.  Tanja ist HNO Ärztin aus Wiesbaden.  Der Däne Jean kam dann auch noch dazu.  Die Pause war ausgiebig.  Sehr ausgiebig. Obwohl alle das selbe Ziel haben,  wie ich mittlerweile auch -  entschied ich mich doch alleine zu gehen.  Zu unsicher war ich mir mit meinem Muskeln.  Ausserdem bin ich auch noch zusehr mit mir selbst beschäftigt.  Gesellschaft ja,  aber nicht beim laufen. Die Zeit brauch ich noch für mich selbst.




Es regnete,  ohne Ende.  Gegen 2 ging der Stark  in ein "Bindfäden"  Regen über.  Voller überschwang habe ich die Reste meines Ponjos  beim anziehen auch noch zerfetzt und dann gleich weggeschmissen.  Also weiter ohne Regenschutz. Obwohl es saukalt war und ich völlig durchnässt,  hat er mir kaum was ausgemacht.  Oft hatte ich sogar die Kapuze unten und die Kappe ab. Irgendwie wars erfrischend. Nicht zuletzt dank Sandra. Um mir den Namen zu merken,  benutzte ich eine Eselsbrücke. Sandra, sunny,  sunshine.  Fortan hatte ich den halben Weg die Melodie und das Lied im Ohr....  you are my sunshine, my little sunshine........ das ich laut gepfiffen und gesungen hab -  bei strömenden Regen.

Die letzten 5km der heutigen 25km waren allerdings wieder Hardcore - trotz Schwimmhäuten. Bei dem Wetter die Muskeln auf Betriebstemperatur zu halten ist nicht leicht.  Kühlen die aus,  wird es sehr schmerzhaft,  was heißt langsam gehen aber kaum Pausen. Die Gelenke beschwerten sich und langsam ging mir die Kraft aus. Aber ich hab trotz wiedrigster Umständen mein Ziel erreicht.  Offenbar als einziger derer dies planten.

Wie ein toter bin ich nach einer heißen Dusche ins Bett gefallen. Nach ca.  30 min kam Sie.  Die Ungarin Olga.  37km -  in Worten siebenundreisig -  ist die Frau heute gelaufen,  inkl.  dem Horrorabstieg. 49km war Ihre Tageshöchstleistung,  wie Ihre App verriet. Die macht den Camino nicht in 34/36 Tagen, was taff ist,  die macht in in 24 Tagen.

Die Frau kam rein und schon 5 Minuten später waren wir nur noch am Schnacken und Lachen.  Es kommt selten vor das man einen Fremden trifft und das Gefühl hat man kennt sich ewig.

Die Frau kam nach der Strecke rein,  war nicht einmal im Bett,  nur kurz Duschen und umziehen -  als käme Sie gerade aus dem Büro.  Alles in allem 45 Minuten vom reinkommen,  bis wir gemeinsam Essen gingen und den Abend verbrachten.
Wäre sie nicht schon verheiratet, ich hätte Sie vom Fleck weg, ohne weitere Fragen vor dem nächst besten Traualtar geehelicht. Die Frau ist der Hammer, in jeder nur denkbaren Art.




Wirklich selten, habe ich mich mit jemanden auf Anhieb so gut verstanden. Und das auch noch auf Englisch.  Der Abend war viel zu kurz.
Morgen Frühstücken wir noch zusammen,  dann zieht Sie los -  wieder 35km. Unerreichbar für mich.

Und wieder lehrt der Camino seine Lektionen. Hätte ich nicht auf die Auszeit kurzer Hand verzichtet,  nicht die Schmerzen überlaufen,  dem Wetter getrozt,  hätte ich diese unglaubliche Frau nie kennen lernen können. Manchmal weiß man erst hinterher wozu all die Strapazen gut sind.

2 Kommentare:

  1. Starke Leistung. Weiter so

    LG Daniel.

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  2. Nächster Urlaub das Ungarn und nicht Fuerteventura?

    Gruß
    - Matthias

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